Speziesismus - Missbrauch gegenüber Tieren

Der Blaue Planet ermahnt mit seinen Reaktionen regelmäßig den Menschen, seine Handlungsweise neu zu überdenken. Umweltkatastrophen wie Überschwemmungen sind das Resultat menschlichen Handelns. Dasselbe gilt für den Klimawandel und die Lichtverschmutzung. Sie sollen als Warnung dienen. Außerdem beweisen sie eine wichtige Kleinigkeit: Der Mensch ist der Natur NICHT überlegen. Wenn hier jemand einen superioren Status genießen darf, dann die Umwelt.

Leider vertritt lediglich eine geringe Anzahl an Unternehmen und Privathaushalten diese Auffassung. Und aus der überheblichen Denkweise heraus, entstand so etwas wie Speziesismus.

Dabei handelt es sich um eine anthropogene, erfundene Denkweise. Sie repräsentiert eine Diskriminierung sowie einen Missbrauch gegenüber Tieren, weil sie einer anderen Art angehören. Das Tierleiden berücksichtigt niemand. Demzufolge billigt Speziesismus eine Ausbeutung der Tiere, weil diese weder sprechen noch ihre Emotionen – zumindest für die meisten Menschen verständlich – zeigen.

Darüber hinaus gehört das Präferieren von bestimmten Tierarten wie Katzen, Hunden, Meerschweinchen oder Fischen ebenso zum Speziesismus. Weil Nutztiere diesen Rang nicht genießen. (vgl. https://www.animaleden.de/antispeziesismus/)

Es leuchtet ein, dass Speziesismus tierverachtend ist. Deshalb kann er als Inspiration für eine sinnvolle Veränderung dienen.

Definition von Speziesismus

Beim Speziesismus behandelt der Mensch Tiere als minderwertige Lebewesen. Sie haben laut dieser Auffassung kein Recht zu leben. Dabei trifft das logischerweise nicht zu. Auch sie haben Grundbedürfnisse wie schlafen, essen und trinken. Speziesismus dominiert dann, wenn Menschen den Tieren, ihre Grundrechte verweigern. Tiere leiden somit – ähnlich wie manche Volksgruppen unter Diskriminierung – unter Speziesismus, weil sie einer anderen Art angehören. 

Wenige Menschen oder Organisationen setzen sich gegen die Diskriminierung der Tiere ein. Weshalb findet diese “Ungerechtigkeit” so wenig Beachtung? Ganz einfach: Weil sie so gegenwärtig und selbstverständlich ist, dass nur eine Minderheit agiert.

Seinen Ursprung hat der Begriff in der Tierethik. Ethik ist ein Teilbereich der Philosophie. Die Moral spielt in diesem Zweig die Hauptrolle. Ethik befasst sich mit der Frage, inwiefern menschliches Handeln moralisch ist. Im Fachbereich der Tierethik stehen die Aktivitäten der Menschen gegenüber Tieren im Mittelpunkt.  Wenn diese Ethik auf die Bedürfnisse der Tiere ausgelegt ist, heißt das jedoch nicht, dass die Tiere dem Menschen gleichgestellt sind. Es geht eher darum, auf deren Bedürfnisse einzugehen.

Rassismus, Sexismus, Speziesismus. Alle drei Begriffe stehen für eine unterschätzte Form der Diskriminierung. Wenn Menschen Opfer von Diskriminierung werden, weil sie einer anderen Volks- oder Religionsgruppe angehören, handelt es sich dabei um eine Missachtung des deutschen Grundgesetzes, denn der Artikel 3 GG hält fest: Vor dem Gesetz sind sämtliche Menschen gleich. Bei Tieren greift das Gesetz nicht. Die nachfolgenden Beispielen belegen diesen Sachverhalt. (vgl. https://www.bundestag.de/parlament/aufgaben/rechtsgrundlagen/grundgesetz/gg_01-245122)

Tierversuche am Beispiel einer Maus
Tierversuche am Beispiel einer Maus

Beispiele für die legale Diskriminierung von Tieren

Tierversuche. Sind die nicht ausgestorben? Oder zumindest verboten? Weit gefehlt. Sie existieren immer noch und sind ein schrecklicher Beweis des weiterhin existierenden Speziesismus. Und wer sind die Bösewichte, die Tierversuche praktizieren, als sei es die normalste Sache der Welt? Nun, da wäre die Medikamenten- und die Pharmaindustrie. Wobei sie nicht die einzigen Übeltäter sind. Selbstverständlich spielen die Vorlieben der Verbraucher eine Rolle.

Es ist zweitrangig, ob es sich bei den sogenannten “Versuchskaninchen” um Mäuse, Menschenaffen, Ratten oder Hunde handelt. Sie spüren Schmerzen. Und als Tiere leiden sie im Stillen. Tierforscher können das bestätigen.

Massentierhaltung. Sie dominiert, obwohl sie grausam ist. Die Verantwortung dafür tragen nicht nur Wirtschaftsorganisationen, sondern auch Menschen. Sie betrachten dieses Lebewesen als Ware. Hühner, Kühe und Schweine existieren in unzumutbaren, engen Gefängniskäfigen. Von leben kann da nicht die Rede sein, denn es ist eher vegetieren und auf den Schlachttag warten.

Männliche Küken schreddern. Was sich schon in der Theorie grausam anhört, ist in der Realität noch grausamer. Hier spielt der Nutzen der Wirtschaftssubjekte die Hauptrolle. Anhand des Nutzens entscheiden Menschen, ob ein Küken weiterlebt – oder besser gesagt vegetieren darf. Männliche Küken können leider keine Eier legen. Deshalb sind sie nutzlos. Aus diesem Grund existiert ein Schredder, der speziell dazu dient, Küken – wenige Minuten, nachdem sie geschlüpft sind – zu vernichten.

Bei den genannten Beispielen handelt es sich um eine spezielle Form des Speziesismus. Sie begegnet lediglich einer Minderheit täglich. Daneben dominiert auch Speziesismus, der nahezu jedem täglich über den Weg läuft. Im Fokus dieser Betrachtung liegt die Unterscheidung zwischen Haus- und Nutztieren. Wer fällt diese Entscheidung? An welchen Kriterien machen Menschen fest, ob ein Tier ein Haus- oder Nutztier ist. Es existieren keine spezifischen Charaktermerkmale. Die Entscheidung erfolgt willkürlich.

Wenn es um Haustiere geht, zeigen Menschen eine höhere Form von Empathie. Für diese empfinden sie Leid und deshalb leiden sie mit ihnen mit. Für ihre Hunde und Katzen empfinden sie Mitleid – für Nutztiere hingegen nicht. Dass die Entscheidung darüber, ob ein Tier als Nutz- oder Haustier gilt, willkürlich ist, belegt das Beispiel Katze.

In den Industrieländern genießt die Katze ein Luxusleben als Hauskatze. Sie ist ein beliebtes, lebendes Accessoire, welches das Wohnzimmer schmückt. Zudem dient sie als lebendes Schmusetier, das den stressigen Feierabend versüßt. Sie hebt die Laune ihrer Frauchen sowie Herrchen und schläft entweder im Katzenkorb oder tätschelt durch die Wohnung.

In anderen Ländern hingegen, zumindest in denen, die wirtschaftlich schwächer sind als die Industrienationen, fungiert die Katze als lebende Mäusefalle. Zumindest in den ländlichen Gebieten. Ihre Aufgabe besteht darin, Mäuse zu fangen, wenn diese sich einem von Menschen bewohnten Haus, nähern. Zudem kriegen sie in diesen Ländern meistens kein Luxuskatzenfutter. Sie genießen hin und wieder Essensreste oder einen kleinen Speckstreifen.

Aus diesem Beispiel geht hervor, dass die Kategorisierung von Nutz- und Haustieren zum einen pure Willkür darstellt, zum anderen von den geografischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten bestimmt wird. 

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PETA weist auf die verzerrte Empathie der Menschen hin

Die Tierschutzorganisation PETA weist zudem auf die verzerrte Empathiefähigkeit der Menschen im Hinblick auf die Tiere hin. Wenn im Sommer in einem geschlossenen Auto ein Hund eingeschlossen ist, schlagen Passanten die Scheiben ein. Damit wollen sie das Leben des Hundes verlängern. Wenn aber Schweine und Kühe im Sommer in einem Transporter stundenlang unterwegs sind, bevor sie geschlachtet werden, interessiert das niemanden. Im Sommer erleiden manche den Hitzetod, im Winter wiederum erfrieren Kühe und Schweine im Transporter.

Wie bereits erläutert hängt die Wertschätzung der Tiere ebenso vom Kulturkreis ab. In Deutschland gehört weder Hunde- noch Pferdefleisch auf den Tisch. In anderen Ländern hingegen landen diese Tierarten als beliebte Delikatesse auf den Speisetisch. Andere wiederum finden Schweine unappetitlich. In zahlreichen Ländern existiert jedoch kein genussreiches Frühstück, wenn es nicht von einem Spiegelei samt Bacon begleitet wird.

Rind und Kalb erfreuen sich in ganz Europa einer großen Beliebtheit. Auch das gemischte Hackfleisch vom Rind und Schwein existiert in nahezu jedem Supermarkt. Andere Nationen kämen jedoch nie auf die Idee, das Fleisch von Rindern, Kälbern oder Kühen zu essen, denn bei diesen Menschen sind Kühe heilig. Die Vorstellung an ein deftiges Rindersteak ruft bei diesen Menschen eher einen Brechreiz hervor.

Deshalb verweist PETA auf die Tierethik hin. Diese sieht keinen Grund, Tiere als minderwertige Lebewesen zu behandeln. Denn die Begründungen, die Speziesismus rechtfertigen, müssen mit den nachfolgenden Gegenargumenten fertig werden.

Gründe, die gegen den Speziesismus sprechen

Warum behandelt der Mensch die Tiere so, wie er sie behandelt? Weshalb sieht sich der Mensch als Wesen, das einem Tier überlegen ist? Ganz einfach: Tiere sind strunzdumm. Sie haben keine Ahnung. Ein minimales Gehirn, das ihnen nur das Fressen und Schlafen ermöglicht. Autsch. Diese Auffassung tut ganz schön weh. Leider vertritt sie – zu allem Überfluss – eine große Mehrheit. Zudem sieht die Realität eben doch anders aus.

Auch wenn Tiere (wahrscheinlich) weniger intelligent als Menschen sind, gehören sie keineswegs zu dummen Wesen. Analog zu Menschen, die nicht über denselben Intelligenzquotienten verfügen, weisen Tieren ebenso unterschiedliche Stufen der Intelligenz auf. Darüber hinaus sind Tiere nicht immer dümmer als Menschen, denn ein Hund, ein Menschenaffe oder ein Delfin können durchaus intelligenter sein als ein Neugeborenes.

Es existieren Berichte, die besagen, dass Delfine, in der Lage sind, die Gebärdensprache der Menschen zu erlernen. Delfin-Shows zeigen zudem, wie Delfine Walzer tanzen – mit ihren Trainerinnen. Könnten sie das, wenn sie nicht intelligent wären? Wohl kaum. Auch wenn Delfine mit ihrer Intelligenz beeindrucken, sperren Menschen diese in viel zu kleine Becken, in welchen sie über den gesamten Tag hinweg Klagelaute von sich geben. Sie kommen dadurch weder ihrem Bewegungsdrang nach noch nutzen sie ihr Sonarsystem. Das Letztere funktioniert erst in der Meerestiefe bei 150 Metern.

Dumm. Das ist das eine Argument, mit welchem Menschen ihren Speziesismus rechtfertigen. Gefühlkalt. So lautet die andere Begründung, weshalb Menschen Speziesismus in Schutz nehmen. Tiere fühlen doch nicht. Sie können weder sprechen und laut einer großen Mehrheit nicht denken. Das trifft jedoch nicht zu. Selbstverständlich können sie fühlen.

Weshalb wedelt ein Hund glücklich mit seinem Schwanz, wenn er sein Frauchen oder Herrchen sieht? Weshalb sitzen Hunde heulend am Grab ihrer verstorbenen Besitzerin oder ihres Besitzers? Weshalb weint ein Elefantenbaby, wenn es von der Mutter verstoßen wird? Weshalb klagen Robben, wenn Wale ihre Babys verschlingen? Weshalb weint eine Kuh in Indien, wenn sie vom Besitzer weg muss? Die Tränen der Tiere sind keine Erfindung. Sie fließen. Deshalb stimmt es nicht, dass sie nichts empfinden.

Die Gegenargumente widerlegen somit die Begründungen, auf welche sich der Speziesismus stützt. Demzufolge stellt sich die Frage, ob Speziesismus als Inspiration für ein Beenden dieses Verhaltens dienen kann. Normalerweise lässt sich diese Frage mit einem eindeutigen “JA” beantworten, denn alles, was einen Anfang hat, hat auch irgendwann ein Ende. Doch zunächst lautet die Frage, wer denn überhaupt schuld daran ist, dass Speziesismus existiert.

Speziesismus - Missbrauch gegenüber Tieren
Speziesismus – Missbrauch gegenüber Tieren

Wer ist schuld am Speziesismus?

Die Unternehmen. Sie sind schuld an sämtlichen Übeln. Oder doch die Wirtschaft, die permanent von einem Wachstum spricht? Oder doch die Verbraucher, die Produkte, die aus dem Speziesismus stammen, wie Billigfleisch, -käse, und –eier bevorzugen? Die Hunde- und Katzenhalter? Uff. Gar nicht einfach, dieser Frage auf den Grund zu gehen und die Schuldigen ausfindig zu machen.

Es leuchtet ein, dass jeder für den existierenden Speziesismus verantwortlich ist. Und ganz ehrlich: es existiert nur eine Minderheit, die keineswegs die Auffassung vertritt, dass der Mensch dem Tier überlegen ist. Alle stecken in einem Boot, von der Regierung, über die Unternehmen bis hin zum Endverbraucher. Niemand geht aus dieser Frage als Unschuldslamm hervor. Dennoch kann jeder einzelne Mensch mit kleinen Aktivitäten, einen Beitrag zur Bekämpfung des Speziesismus leisten.

Lässt sich Speziesismus vermeiden?

Ja. Doch eine Vermeidung der Diskriminierung von Tieren verlangt:

  • Mitgefühl
  • Selbstdisziplin

Strenge Kritiker vertreten die Auffassung, dass lediglich Veganer, die weder Tiere nutzen noch Tierprodukte essen, die einzigen Gegner des Speziesismus sind. Der vegane Lebensstil ist das Gegenstück zum Speziesismus. Aber das gilt auch nur, falls die Veganer keine Haustiere haben. Ein Veganer, der eine Katze oder einen Hund hält, ist ebenso kein erprobter Speziesismus-Gegner.

Die Tierschutzorganisation PETA motiviert hingegen die eigenen Aktivitäten zu hinterfragen: Füge ich mit meiner Handlungsweise den Lebewesen Schmerzen zu? Leben die Tiere in Ruhe und Frieden?

Zudem vertreten andere Experten die Auffassung, dass Nutztiere frei von jeglichen Qualen leben sollten – also nicht in engen Käfigen. Und wenn sie geschlachtet werden – dann sollten sie einen zügigen Tod erfahren. Denn dann spricht auch weniger dagegen, Fleisch zu konsumieren.

Ob ein Privathaushalt den Weg der Veganer einschlägt oder hin und wieder doch ein Stückchen Käse oder Fleisch verzehrt, ist zweitrangig, sofern das Lebensmittel aus einer artgerechten Tierhaltung stammt. 

Auf lange Sicht lässt sich Speziesismus vermeiden ähnlich wie Plastik seinen Untergang erlebt. Die Ära der Plastiktüten und Plastikstrohalme neigt sich dem Ende zu. Auch wenn der Weg in eine plastikfreie Welt noch weit ist. Die Reise hat begonnen. Diese Veränderung dient als Beweis, dass auch Speziesismus als Inspiration für eine Veränderung in eine positive Richtung agieren kann.

Wofür Anti-Speziesismus nicht steht

Um eines klarzustellen: Anti-Speziesismus bedeutet nicht, Blumenkohl zu essen und Fliegen und Schweine auf dieselbe Stufe wie den Menschen zu stellen. Es geht um eine Berücksichtigung der Interessen in einem bestimmten Maß. Was bedeutet das genau? Die effektive Altruismus Organisation hat sich mit dieser Frage befasst und ein wunderbares Schema, welches für einen Anti-Speziesismus steht, erarbeitet.

Der erfolgreiche Anti-Speziesismus-Plan

  1. Mit der Fragestellung beginnen: Welche Arten von Lebewesen haben überhaupt sogenannte Interessen und was verlangen diese Interessen von Regierungen, Unternehmen und Privathaushalten?
  2. Eine Pastinake kann keinen Interessenplan vorlegen. Denn sie ist eine empfindungsunfähige Pflanze. Sie gestaltet ihr Leben nicht – weder gut noch schlecht. Deshalb kann der Mensch diese behandeln, wie es ihm “passt”.
  3. Wie sieht es bei einer Fliege aus? Laut einigen wissenschaftlichen Berichten zählen sie zu empfindungsfähigen Insekten. Deshalb kann der Mensch davon ausgehen, dass auch die Fliege analog zu den Menschen nicht daran interessiert ist, zu leiden. Fliegenklatsche, ende im gelben Sack aufgrund von dieser Annahme, bitte. 
  4. Säugetiere – wie Schweine – haben im Vergleich zu Insekten andere Interessen. Sie sind intelligent und sozial orientiert. Deshalb sind sie nicht daran interessiert, zu leiden. Körperliche Schmerzen fühlen sie sehr wohl. Bei dieser Art sieht der Anti-Speziesismus vor, dass sie in einer natürlichen Umgebung aufwachsen und soziale Kontakte haben, welche sie motivieren. 
  5. Der Mensch als Lebewesen wiederum zeichnet sich durch ein breites Band an Interessen aus. Frei von Leid. Redefreiheit. Meinungsfreiheit. Religionsfreiheit. Versammlungsfreiheit. Selbstverständlich wäre es nicht artgerecht, einem Hahn, die freie Meinungsäußerung zu verbieten. Außerdem hat er sowieso kein Interesse, sich zu äußern. Allerdings hängt diese Entscheidung keineswegs von der Artzugehörigkeit ab. Sollte sich jemals ein Hahn auf eine Bühne stellen und eine beeindruckende Rede gegen das Schreddern seiner Söhne halten, wäre es laut Anti-Speziesismus-Regel falsch, ihm dieses Recht auf eine freie Meinung zu verweigern. 

(vgl. https://ea-foundation.org/blog/the-case-against-speciesism/)

Aus den Fragen geht hervor, dass Speziesismus kompliziert ist. Zudem versinkt eine große Mehrheit – insbesondere in den schnelllebigen Industrienationen – in den Alltagsverpflichtungen. Sich Gedanken über Speziesismus machen? Dafür mangelt es allen an Zeit und auch an Wissen. Wann genau interessieren sich Menschen, Unternehmen und Regierungen für eine Thematik? – Dann wenn es dafür einen Grund gibt. Deshalb lautet die spannende Frage, ob es Gründe für den Anti-Speziesismus gibt.

Klimawandel - Abgestorbene Baumstämme
Klimawandel – Abgestorbene Baumstämme

Drei starke Gründe für den Anti-Speziesismus

Wirtschaftssubjekte handeln meistens aus einem bestimmten Motiv heraus – egal, ob bewusst oder unbewusst. Diejenigen, die sich intensiv mit dem Anti-Speziesismus befassen, haben interessante Argumente auf Lager.

Der überschätzte Proteinmythos

Menschen, die sich dazu entschließen, Vegetarier*in oder Veganer*in zu werden, ernten von Fleischessern normalerweise schiefe Blicke und ein Kopfschütteln – obwohl ein steigender Trend von vegetarischen und veganen Restaurants zu verzeichnen ist. Mitmenschen entfachen sich plötzlich zu Ernährungsexperten, welche die frischgebackenen Veganer*innen und Vegetarier*innen bekehren wollen. Sie begründen das mit einem Protein- und Eisenmangel.

Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass lediglich Fleisch die besten Eiweiße liefert. Wenn auf diese Antwort die Pflanzenkenner*innen kontern, indem sie darauf hinweisen, dass auch Pflanzen über Proteine verfügen, heißt es: “Aber diese sind nährstoffarm im Vergleich zu den Proteinen von Fleischprodukten.”

Veganer*innen und Vegetarier*innen können jedoch genauso hochwertige Proteine zu sich nehmen, indem sie Pflanzen kombinieren. Vollkorn- und Hülsenfrüchte. Eine wunderbare Kombination stellen Samen, Linsen, Nüsse und Bohnen dar. Zudem speichert die Leber auch Aminosäuren. Somit ist die Notwendigkeit einer Proteinkombination unnötig. Dennoch erfreuen sich Bohnen und Reis, Chilibohnen und Tacos, Fladenbrot und Humus einer hohen Beliebtheit als leckeres Duo. (vgl. https://anti-speciesism.com/the-myth-about-animal-proteins.php)

Der Klimawandel steigt aufgrund des Fleischkonsums

Was hat der Klimawandel mit dem Fleischkonsum und obendrein mit dem Speziesismus zu tun? Uff. Eine ganze Menge. Leider. Nicht nur in den Industrienationen, sondern weltweit steigt die Nachfrage nach Fleisch. Das ist auch der Grund, weshalb Massentierhaltung, Regenwaldrodungen für den Anbau von Sojaplantagen und Kükenschreddern zu Stande gekommen sind. Da sich Rindfleisch einer großen Beliebtheit erfreut, sind Nahrungsmittel für diese Tiere notwendig. Bei Weitem reicht es nicht mehr aus, die Rinder lediglich auf der Wiese grasen zu lassen. Deshalb praktizieren Landwirte eine künstliche Fütterung. Futtermittel aus Soja stillen den Hunger der Rinder.

Aber für den Anbau von Soja benötigt der Blaue Planet Platz. Dieser ist jedoch nicht vorhanden. Also wird er geschaffen: Wälder abholzen, Soja anbauen. Die Fleischhersteller gehen auf diese Weise vor, Fatal – für das Klima auf alle Fälle. Denn der Regenwald – insbesondere der Tropische Regenwald ist die Lunge der Erde. Er dient als natürliche Klimaanlage. Jeder einzelne Baum. Wenn die Bäume weg sind und dann in einem dermaßen rasanten Tempo – schneller abgeholzt als nachgepflanzt, dann erwärmt sich das Klima. Plausibel und dennoch gegenwärtig.

Knallharte Anti-Speziesismus-Anhänger fordern deshalb einen Verzicht auf Fleisch. Die Pragmatiker hingegen, die hin und wieder gerne ein Rindersteak genießen, weisen wiederum auf eine artgerechte Tierhaltung hin. Wenn die Rinder in einer natürlichen Umgebung aufgewachsen sind, das Fleisch von einem örtlichen Bauern stammt und dieser seine Rinder nicht mit Soja fütterte, ist ein Steak keine verwerfliche Delikatesse. Die Nachfrage der Verbraucher hat die Macht, die Massentierhaltung zu beeinflussen. Wieder einmal dient Speziesismus als Inspiration. (vgl. https://anti-speciesism.com/climate-change-deniers.php)

Massentierhaltung verursacht Pandemien

Die nachfolgende Szene eignet sich wunderbar für einen Thriller oder ein Buch: Forscher machen ihre Arbeit nicht richtig. Aufgrund dieses Fehlers entsteht eine Suche, eine Pandemie, welche die Menschheit bedroht. Angesichts der aktuellen, weltweiten Pandemiesituation, die den Namen Corona trägt, erscheint Massentierhaltung nach dem BSE-Wahnsinn, der Schweine- und Vogelgrippe als eine weltweite, menschheitsbedrohende Katastrophe weniger abwegig.

Krankheiten, welche Tiere befallen, könnten mutieren und die Artengrenze überschreiten – offensichtlich. Anschließend vernichten sie die Menschen. War das denn nicht im Mittelalter – oder besser gesagt im Pestzeitalter – so?

In der Praxis vertreten Forscher die Auffassung, dass Tiere, die sich in einer unmittelbaren Nähe zueinander aufhalten, Krankheiten leichter übertragen. Das ist logisch. Jemand, der sich in einem engen Raum mit infektiösen Personen aufhält und ein schwaches Immunsystem hat, steckt sich mit einer höheren Wahrscheinlichkeit an. Bedingt durch den engen Raum. Dasselbe trifft auf die Massentierhaltung zu.

Deshalb plädieren Wissenschaftler für eine natürliche Umgebung der Tiere. Denn während der Massentierhaltung leiden die Tiere. Der Stress erhöht sich. Dadurch steigt die Anfälligkeit für Infektionskrankheiten. Dasselbe gilt auch für Menschen – ein geschwächtes Immunsystem ist auf körperlichen und geistigen Stress zurückzuführen. Deshalb machen gestresste Personen Urlaub – in der Natur, um sich zu erholen. Dann leuchtet es selbstverständlich ein, weshalb Tiere wie Schweine oder Rinder wesentlich schneller erkranken, wenn sie auf engstem Raum gedeihen sollen.

Auf einem engen Raum verbreiten sich Krankheitserreger gerne. Ihre Konzentration ist in der Luft höher. Doch die Erreger verbreiten sich nicht nur in der Luft, sondern auch in den Fäkalien der Tiere. Schließlich enthalten die Ausscheidungen Ammoniak. Dieses erhöht den Stressfaktor und reduziert die Immunität der Tiere. Deshalb greifen die Landwirte zu Antibiotika. Das Resultat ist verheerend: die Mikroben reagieren mit einer Resistenz. Und der Teufelskreis verwandelt sich in eine liegende Acht: das Zeichen der Unendlichkeit. (vgl. https://anti-speciesism.com/Animal-Farming-and-pandemics.php)

Fazit zum Speziesismus

Speziesismus schadet nicht nur den Tieren, sondern auch der Umwelt und den Menschen selbst. Das sind drei gute Gründe, diesen schrittweise zu bekämpfen. So wie die Nachhaltigkeitsdebatte (siehe: Was ist Nachhaltigkeit?) keine Debatte blieb, sondern vermehrt in der Praxis umgesetzt wird, kann auch der Speziesismus nach und nach von der Bildfläche verschwinden – analog zu den Plastikprodukten.

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