Umweltschutz kämpft mit Kritik, Vorurteilen und einer gewissen Abneigung. Regierungen. Unternehmen und Privathaushalte haben des Öfteren wichtigere Hürden zu bewältigen. Demzufolge ist der Schutz der Umwelt sowie ein Leben, das die drei Säulen der Nachhaltigkeit oder den Schutz der Biodiversität verfolgt nahezu unmöglich. Glücklicherweise ist nichts unmöglich. Auch ein Leben in einem Einklang mit der Natur ist möglich. Ebenso existieren für moderne Industriestaaten Möglichkeiten, welche einen wunderbaren Alltag – mit Umweltschutz – gewährleisten.
Umweltingenieure, Umweltökonomen, Juristen, Wirtschaftswissenschaftler, Politiker und Biologen entdecken neue Wege, die den Schutz der Umwelt als eine attraktive Option darstellen. Für Staaten, Unternehmen und Privathaushalte gibt es ein Belohnungssystem, das sich Green Nudging nennt. Denn die Zeit der Strafen neigt sich dem Ende zu – hoffentlich. Strafe war gestern, Belohnung ist heute. Sie heißt Green Nudging.
Definition Green Nudging
Wie lautet die korrekte Green Nudging Definition? Green Nudging ist eine Methode, die Firmen dabei unterstützt, ein klimafreundliches Verhalten an den Tag zu legen. Informationskampagnen? Appelle? Finanzielle Anreize? Verbote? Immer gerne; allerdings nicht bei Green Nudging. Stattdessen sollen minimale Denkanstöße, die zu einem klimafreundlichen Handeln motivieren, als Grundlage des Green Nudging dienen. (vgl. https://www.klimaschutz.de/de/projekte/green-nudging – Zugriff am 04.07.2022)
Kleine Anstöße – ohne Zwang – fallen also in die Kategorie Green Nudging. Lassen sich diese wirklich in der Praxis umsetzen? Was sind Green Nudges Beispiele? Handelt es sich dabei um umsetzbare Ratschläge oder ist das eine reine Wunschvorstellung? Der nachfolgende Abschnitt zeigt auf, wie Green Nudges Beispiele in der Praxis aussehen.
Wie sich Green Nudging in Unternehmen umsetzen lässt
Green Nudging funktioniert in der Praxis besser als gedacht. Warum? Weil dahinter – falls überhaupt – sanfter Druck steckt. Die Denkanstöße sind keine Verpflichtung, sondern eine Motivation, welche Mitarbeiter eines Unternehmens freiwillig durchführen können.
Sanfter Druck beim Drucken
Nicht nur Unternehmen, sondern auch Privathaushalte drucken oft und viel. Es gibt in dieser Hinsicht einen effektiven Nudge, von dem alle – insbesondere die drei Säulen der Nachhaltigkeit – profitieren. Dabei geht es um einen sanften Druck beim Drucken. Denn das Papier wird immer knapper, weil es vom Holz stammt. Leider existiert zu allem Überfluss großer Raubbau. Deshalb lässt sich mithilfe eines Nudges der Papierverbrauch beim Drucken reduzieren. Aha. Und wie genau sieht das in der Praxis aus? Eine einfache Änderung in der Standardeinstellung bewirkt wahre Wunder, weil sie eine Menge Papier spart. Einseitigen Druck auf den doppelseitigen Druck ändern. Das schont die Wälder.
Effizient Duschen und dennoch weniger Wasser verbrauchen
Duschen gehört zum Alltag – und ist dennoch eine hohe Umweltbelastung. Allerdings lässt sich diese reduzieren. Eine Rückmeldung über den Wasser- und Energieverbrauch fungiert als wirksamer Nudge. Haushalte und Unternehmen, die eine Verbrauchsanzeige an ihrer Dusche haben, nutzen das Echtzeit-Feedback, um ihren Wasserverbrauch zu reduzieren.
Eine intelligente Speisenanordnung in der Kantine bewirkt wahre Wunder
Psychologische Tricks funktionieren nicht nur im Marketing, sondern auch in Kantinen in Unternehmen, Universitäten und anderen Bildungseinrichtungen. Denn die Anordnung bestimmt, was und wie viel die Besucher essen. Gerichte, welche zuerst auffallen, genießen einen Vorrang im Hinblick auf die Auswahl. Teller, die klein sind, führen dazu, dass Besucher automatisch weniger essen. Dadurch sinkt die Anzahl der Lebensmittelabfälle. Darüber hinaus beeinflusst das Angebot der vegetarischen und veganen Gerichte den Fleischkonsum. So kommt es häufiger vor, dass auch Nicht- Vegetarier und Nicht-Veganer dennoch die vegetarischen Mahlzeiten wählen. Diese Auswahl beeinflusst sowohl das Klima als auch die Gesundheit der Menschen positiv. (vgl. https://green-nudging.de/nudges/ – Zugriff am 08.07.2022)
Zum Erfolg führen nur die Treppen und kein Aufzug
Emil Ösch brachte es mit seinem Zitat, dass zum Erfolg lediglich die Treppe und kein Aufzug führt, schon lange auf den Punkt. Dieser Spruch eignet sich auch als guter Nudge. Unternehmen und Hausverwaltungen können in dieser Hinsicht wunderbar die Kraft der Psychologie nutzen. Motivationsaufkleber oder Schilder vermitteln Botschaften, indem sie den Energieverbrauch des Körpers mit dem Energieverbrauch des Aufzugs vergleichen.
Solche Botschaften motivieren Mitarbeiter dazu, sich zu bewegen und die Treppe anstatt des Aufzugs zu nehmen – wenn sie denn ankommen. Ferner wäre ein riesiges Glasgefäß in jedem Stockwerk gut. Wozu soll das gut sein? Nun, die Mitarbeiter legen in das riesige Glasgefäß nach jedem Treppenlauf eine ungekochte, harte Bohne hinein. Dank der Anzahl der Bohnen genießen Mitarbeiter ein stilles Feedback – dieses verdeutlicht, wie viele Treppenläufe sie bereits getätigt haben.
Wirkt denn diese Art des Green Nudging? Auch bei den Gehfaulen? Also mit Motivation fängt es gut an und weiter geht es dann mit Disziplin. Der Nudge motiviert am Anfang mit dem Schild unten an der Treppe. Das Bohnenglas hingegen erhöht das Bewusstsein der Selbstverpflichtung. (vgl. https://green-nudging.de/nudges/nudgekatalog/ Zugriff am 11.7.2022)
Energieverbrauch-Framing schärft das Bewusstsein für die eigene Gesundheit
Es steht nirgends geschrieben, dass Green Nudging stets auf die Folgen für die Umwelt hinweisen muss. Ein einfacher, effektiver und zugleich simpler Trick funktioniert mit einem passenden Wortspiel; allerdings sollte dieses Wortspiel in das Bewusstsein der Verbraucher eindringen. Demzufolge wirken Nudges, die auf die Gefahren für die menschliche Gesundheit hinweisen gut.
Ein geringer Energieverbrauch wirkt sich positiv auf die Luftreinhaltung aus. Denn eine Luftverschmutzung verursacht Lungenkrankheiten und fördert die Entstehung von anderweitigen Krebsarten. Solch ein Nudge weckt andere Assoziationen bei den Verbrauchern und erhöht deren Motivation zum Handeln.
Rettung des tropischen Regenwaldes fördern mit einem ausgefallenen Papierspender
Ach, dieser Regenwald ist so weit weg. Die Industrienationen betrifft er doch sowieso nicht. Darüber hinaus ist er noch reichlich vorhanden. Er ist und bleibt die Grüne Lunge des Blauen Planeten. So oder so ähnlich denken nicht nur Verbraucher, sondern auch Unternehmen und Staaten. Leider trifft das in der Realität nicht zu. Die Denkweise hat fatale Folgen für jedermann: Klimaerwärmung, Ausrottung der Naturvölker oder Verbreitung von Krankheiten.
Allerdings existieren kleine Nudges mit einer maximalen Wirkung. Sie sind klein, effektiv und schärfen das Bewusstsein der Verbraucher. Diese Art von Green Nudging plädiert für den Schutz des Tropischen Regenwaldes. Wie genau sieht dieser Nudge aus? Ein Papierspender, der nicht nur aus einem einfarbigen Plastikbehälter besteht. Stattdessen ist auf dem Papierspender eine durchsichtige Silhouette in Form des Tropischen Regenwaldes angebracht. Solange der Spender mit Papier befüllt ist, sehen das die Verbraucher. Je mehr Papier sie benutzen, desto eher kommt die Silhouette zum Vorschein. Das regt den einen oder anderen Verbraucher definitiv dazu an, lediglich ein oder zwei Stückchen Papier, anstatt unachtsam gleich fünf Papiertücher zu nutzen, um sich die Hände abzutrocknen.
Die Ampel auf die Lebensmittel übertragen, Umwelt schonen, ein gesundes Leben unterstützen
Nicht nur Krankenhäuser, sondern auch Lebensmittelhersteller geben auf der Verpackung an, wie sich der Konsum der jeweiligen Lebensmittel auf die Gesundheit der Verbraucher auswirkt. Dabei hat sich das Ampelsystem in der Praxis als äußerst hilfreich bewährt. Rot. Orange. Grün. Das Trio dient dazu, um die Nahrungsmittel in die Kategorie ungesund oder gesund einzuteilen. Darüber hinaus lässt sich das Ampelsystem erweitern. Hersteller können ebenfalls eine CO2-Ampel auf die Verpackung drucken. Diese gibt dann an, wie hoch der Ausstoß während des Herstellungs- und Transportprozesses war. Einfach und verständlich – so lässt sich dieser Nudge treffend beschreiben. Es ist nahezu unmöglich, ihn nicht zu verstehen. Auch diejenigen, die sich kaum mit dieser Thematik auseinandersetzen, betrachten – bewusst oder unbewusst – die Ampel.
Klimafreundliche Gerichte auf der Speisekarte betonen und extra platzieren
Die Gastronomie könnte eine Revolution hinsichtlich der Wahl der Speisen bewirken. Dabei liegt die Betonung auf dem Wörtchen “könnte”. Und wie genau könnte diese riesige Branche dieses Ziel verwirklichen? Indem sie klimafreundliche Gerichte sofort zu Beginn der Speisekarte nennt und diese Tatsache betont. Bei umweltbewussten Besuchern und solchen, die einen Beitrag zum Umweltschutz leisten möchten, fällt die Wahl garantiert auf klimafreundliche Gerichte. Denn in einem Restaurant, eine nachhaltige Entscheidung zu treffen, ist immer eine gute Wahl.
Wasser mit Green Nudging schützen
Wasserrecycling ist eine effektive Methode, um der weltweiten Trinkwasserknappheit vorzubeugen. Ein geringer Wasserverbrauch ist mit Green Nudging ebenso möglich. Das funktioniert beispielsweise wunderbar in Hotels. Seit Langem lesen Hotelgäste das kleine Schildchen im Badezimmer, auf dem steht, dass Wasser ein knappes Gut ist.
Daraufhin erhalten sie die Bitte, ihre Handtücher frühestens im Drei-Tage-Rhythmus zu wechseln. Allerdings wirkt dieser Nudge nur dann, wenn sich mindestens 60 Prozent der Hotelbesucher für diese Vorgehensweise entscheiden.
Die Beispiele verdeutlichen, in welchen Bereichen Green Nudging funktionieren kann. Es ist somit in nahezu allen Bereichen, die den modernen Alltag erleichtern, umsetzbar. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Green Nudging in fünf Kategorien funktioniert:
- Wasser
- Nahrungsmittel
- Erneuerbare und nicht erneuerbare Ressourcen
- Mobilität
- Energie und Strom
Doch Green Nudging funktioniert nicht einfach so, ohne einen konkreten Umsetzungsplan. Theoretische Konzepte, die sich in der Praxis mühelos und nahezu unbemerkbar umsetzen lassen, fungieren als Schlüssel zum Erfolg. Denn im Büro, in der Logistik, in einem Herstellerbetrieb und in einem Dienstleistungsunternehmen funktioniert Green Nudging – sofern ein guter Umsetzungsplan erarbeitet wurde. Der Leitfaden für Green Nudging dient als Orientierungshilfe: https://green- nudging.de/Green-Nudging_Leitfaden.pdf
Der Leitfaden fungiert als Grundlage für die Entwicklung sowie für eine erfolgreiche Umsetzung von Nudges. Grob gesagt besteht der Umsetzungsplan aus den nachfolgenden Schritten:
- Vorbereitung
- Auswahl des Verhaltens
- Verhaltensanalyse
- Nudge-Entwicklung
- Umsetzung
- Evaluation
Die Vorbereitung führt in die wunderbare Welt der nachhaltigen Nudges ein
Neue Projekte beäugen Mitarbeiter skeptisch. Bloß nix neues, bitte! Denn etwas Neues ist zugleich etwas Unbekanntes. Deswegen handelt es sich bei der Vorbereitungsphase um ein kritisches, unbekanntes Terrain. Ferner spielt die Zusammensetzung des Projektteams eine wichtige Rolle, weil sie über den Erfolg oder Misserfolg des Nudging entscheidet.
Während der Vorbereitungsphase identifiziert das Team die Ziele, welche mithilfe des Green Nudging erreicht werden sollen. Des Weiteren werden in dieser Phase die Grundlagen des Nudging kommuniziert. Ferner erarbeitet das Team in der Vorbereitungsphase Pläne und verdeutlicht, in welchen Unternehmensbereichen das Nudging funktioniert.
Eine Kollektion über das Verhalten erstellen und erörtern
In dieser Phase sammeln die Verantwortlichen die unterschiedlichen Verhaltensweisen der Mitarbeiter. Dabei fokussieren sie sich auf die Verhaltensmuster, welche sie ändern möchten, um die gesetzten Ziele zu erreichen.
Eine detaillierte Verhaltensanalyse agiert als Weg zum Erfolg
In dieser Phase fokussiert sich das Nudging-Team auf die Verhaltensweisen, die es mithilfe von Nudging verändern möchte. Dabei sollte auf die Gründe, weshalb Mitarbeiter in ausgewählten Situationen Mitarbeiter entsprechend der dargestellten Verhaltensweise agieren. Denn diese Analyse fußt als Grundstein für die Entwicklung von Nudges.
Nudge-Entwicklung, die mit der Unternehmenskultur übereinstimmt
Kreative Nudge-Ideen sind ein unterschätzter Erfolgsfaktor. Für Langeweile ist bei der Nudge- Entwicklung kein Platz. Innovative Ideen hingegen katapultieren sich selbst in die Rolle der Prototypen. Aus ihnen können sich nach einer erfolgreichen Testphase echte Green-Nudges entwickeln.
Die Umsetzung ist der wirklich spannende Aspekt der Nudges
In der Umsetzungsphase erfolgt die Testung der entwickelten Nudges. Mitarbeiter ändern ihr Verhalten und setzen die Nudges um.
Evaluation schafft Gewissheit über die Wirkung der Nudges
Ein fester Evaluationszeitraum dient dazu, um die Wirksamkeit der ausgesuchten Nudges zu testen. Allerdings funktioniert die Evaluation nur mit sorgfältig ausgesuchten Indikatoren. Zudem sollte das Projektteam eine neutrale Datenerhebungsmethode wählen, da ansonsten die Verlässlichkeit der Ergebnisse zu wünschen übriglässt.
Auf diese Weise lassen sich Nudges in Unternehmen umsetzen – vorausgesetzt die Führungskräfte verfügen über die Informationen und Ressourcen diese durchzusetzen. Wie sieht es jedoch mit Privathaushalten aus? Da gibt es keine Führungskräfte, die Verbrauchern Green Nudging vorschlagen. Sich selbst zu so einem Verhalten zu motivieren, ist ebenso nicht einfach, wenn die notwendigen Informationen sowie die positiven Ergebnisse des Nudge-Verhaltens nicht vorhanden sind, schwer. Deshalb lautet die spannende Frage:
Funktioniert Green Nudging auch bei Privathaushalten?
Na ja, um ehrlich zu sein, funktioniert Green Nudging bei Privathaushalten sicherlich weniger als bei Unternehmen. Auf freiwilliger Basis haben die Nudges sicherlich weniger Erfolg. Wozu auch? Die Menschen benötigen Anreize, um Nudges in ihren Alltag zu integrieren.
Ein Verweis auf den Erhalt der Umwelt funktioniert bei Verbrauchern in der Regel weniger. Stattdessen ist der Trigger “Gesundheit” von Erfolg gekrönt. Wenn Verbraucher das Gefühl haben, mithilfe von Green Nudging etwas Gutes für ihre Gesundheit zu tun, werden sie sich eher für diese Art des Umweltschutzes begeistern.
Die Bedürfnispyramide von Maslow mit Green Nudging kombinieren
Green Nudging harmoniert wunderbar mit der Bedürfnispyramide von Maslow. Denn, Unternehmen, die auf das Grundbedürfnis “Luft und Gesundheit” hinweisen, motivieren Verbraucher eher dazu, sich auf das Green Nudging einzulassen. Zwar kritisieren Fachleute die Bedürfnispyramide von Maslow – seit jeher. Kritiker führen als Argument die Vereinfachung an. Denn es gibt Menschen, denen Erfolg wichtiger ist als eine Gruppenzugehörigkeit. In gewisser Weise trifft das auch zu, denn ein Blick auf die erfolgreichsten Unternehmer, Erfinder oder Sportler aller Zeiten bestätigt diese These: Erfolg und Selbstverwirklichung waren für diese Menschen wichtiger als – salopp ausgedrückt – Kaffee trinken mit ihren Mitmenschen.
Und dennoch lässt sich die Tatsache nicht leugnen, dass die Bedürfnispyramide von Maslow eben doch vereinfacht die Bedürfnisse der Menschen widerspiegelt. Bruce Lee brachte es mit seinem Zitat auf den Punkt:
Menschen, die Kritik einstecken, haben irgendetwas auch richtig gemacht, denn man greift doch nur denjenigen an, der den Ball in der Hand hat.
Dem ist beizupflichten. Und somit ist es auch richtig, Green Nudging mit der Bedürfnispyramide von Maslow zu kombinieren. Denn zu den menschlichen Grundbedürfnissen zählt neben Essen, Trinken und Schlaf noch Atemluft und Gesundheit. Zudem ist das Gegenteil von Gesundheit Krankheit. Die Letztere mindert die Lebensqualität und führt schlimmstenfalls zu einem früheren Tod.
Das nachfolgende Abbild veranschaulicht vereinfacht und generell die Grundbedürfnisse der Menschen. Natürlich existieren zahlreiche Ausnahmen, doch sie sind schließlich dazu da, um die Regel zu bestätigen.
Die Pyramide fungiert als Beweis, weshalb Green Nudging auch bei Verbrauchern und nicht nur bei Unternehmen funktioniert. Allerdings besteht die Herausforderung darin, aufzuzeigen, wo sich die Interessen der Maslowschen Bedürfnispyramide mit Green Nudging decken.
Weniger Fertiggerichte, Fast Food und Junkfood unterstützen die Gesundheit
Jeder weiß es und doch tun es immer noch viel zu Wenige. Was denn? – Gesund, frisch, regional essen. Dabei passen Nudges und Gesundheit wunderbar zusammen. Nebenbei praktizieren Verbraucher dadurch auch einen Umwelt- und Wasserschutz. Verbraucher, die frische und regionale Lebensmittel bevorzugen, leisten einen Beitrag zum Erhalt ihrer Gesundheit und der Umwelt. Das ist der Nudge, die unterschätzte Belohnung. Wenn die Nahrungsmittel dann auch noch aus einer Bio-Landwirtschaft stammen, existiert nahezu keine größere Belohnung. Unterschiedliche Umweltabzeichen schaffen Gewissheit darüber, ob die ausgesuchten Lebensmittel als sogenannter “Nudge” infrage kommen.
Selbstverständlich hat nicht jeder immer die finanziellen Mittel zur Verfügung, um teure Bio- Lebensmittel zu essen. Doch eines können auch Privathaushalte mit einem geringeren Einkommensbudget verwirklichen: Frisches Obst und Gemüse bevorzugen, anstatt zu Fast Food oder Fertiggerichten zu greifen. Der Nudge, der aus der Auswahl zu gesunden Lebensmitteln resultiert, äußert sich in Form von: mehr Energie, bessere Blutwerte, weniger Müdigkeit oder Erschöpfung, gesundes Körpergewicht.
Die Papierverschwendung als Privathaushalt reduzieren und damit Kosten sparen
Das, was in Unternehmen hinsichtlich der Papierverschwendung funktioniert, kann genauso gut bei Privathaushalten helfen. In Unternehmen weisen Papierspender auf den Schwund des Regenwaldes hin. Bei Verbrauchern in den eigenen vier Wänden gestaltet sich das ein wenig komplizierter. Das trifft insbesondere dann zu, wenn unerwartete Pandemien ausbrechen und einige Privathaushalte dazu neigen, Toilettenpapier und Küchentücher massenweise zu lagern. Wenn Angst das Denken blockiert, sinkt oft die Bereitschaft für ein Handeln, das der Allgemeinheit nützt.
Aber genau hier könnte der Nudge ansetzen – in puncto Sicherheit. Denn unmittelbar nach dem Bedürfnis nach einem gesunden Leben folgt das Bedürfnis nach einer materiellen Sicherheit. Wenn sich Verbraucher vor Augen halten, dass sie mit einem geringeren Papierverbrauch ihren Geldbeutel schonen, ist ihnen bewusst, dass sie damit dem Bedürfnis “materielle Sicherheit” ein wenig nachkommen. Der Nudge nennt sich dann “Sparen”.
Die soziale Gruppenzugehörigkeit nutzen, um das Green Nudging zu praktizieren
Freundschaft, Liebe und Gruppenzugehörigkeit gehören zu den sozialen Bedürfnissen, die sich in der Mitte der Maslowschen Bedürfnispyramide befinden. Sie funktionieren ebenfalls als Nudges. Denn der Mensch strebt im Grunde genommen nach einem positiven Selbstbild. Doch wie legen Menschen fest, ob ihr Selbstbild auch von der Gesellschaft als positiv bewertet wird? Zunächst erfolgt eine Aktivierung der sozialen Identität des Menschen. Im nächsten Schritt machen sich Betroffenen einen Aspekt ihrer Identität bewusst. Dieser kann sie beispielsweise dazu veranlassen, umweltfreundlich zu agieren. Infolgedessen bevorzugen sie ein umweltfreundliches Verhalten sowie umweltfreundliche Produkte.
Des Weiteren gehört jeder Mensch zu jedem Zeitpunkt seines Lebens unterschiedlichen, sozialen Gruppen an. Diese definieren die Identität eines Menschen auf verschiedenen Ebenen. Menschen gehören zu einer Reihe von globalen Gruppen, welche sich durch biologische Merkmale wie Geschlecht und Alter auszeichnen. Daneben gibt es noch Gruppen wie “Fans eines Sportvereins”. Diesozialen Gruppen definieren die Identität eines Menschen. Sie lassen sich in zahlreichen Zusammenhängen aktivieren. Das gilt insbesondere dann, wenn es darum geht, Entscheidungen zu treffen oder zu beeinflussen, welche für die jeweilige Identität von Bedeutung sind.
Somit gehören diejenigen, die Green Nudging praktizieren, zu einer sozialen Gruppe an, die gleichzeitig an sich und an das Gemeinwohl denkt. (vgl. https://thebehaviouralist.com/whats-a-green-nudge/ – Zugriff am 13.07.2022)
Green Nudging funktioniert in Unternehmen besser als bei Privathaushalten
Bei Privathaushalten gestaltet sich Green Nudging ein wenig komplizierter. Green Nudging setzt Wissen voraus. Green Nudging impliziert Handlungswillen. Green Nudging besteht aus Selbstdisziplin. Das sind alles Aspekte, die nicht auf jeden Verbraucher zutreffen. Und weshalb ist das so? Weil meistens die notwendigen Informationen fehlen. Und ganz ehrlich: Wie soll sich eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern auch noch Gedanken über Green Nudging machen? Oder ein Rentnerpaar, das finanziell kaum über die Runden kommt, denkt eher an die nächste Miete, anstatt an Green Nudging.
Verbraucher benötigen Informationen über und Interesse an Green Nudging. Erst dann können sie es auch umsetzen. Große Aufklärungskampagnen in unterschiedlichen Medien könnten sämtliche Bürger animieren und motivieren. Oftmals übernehmen Umweltorganisationen diese Aufgabe – freiwillig und gerne. So stehen nach wie vor Greenpeace-Anhänger vor Supermärkten und konfrontieren Verbraucher mit den ernsthaften Umweltproblemen, die jeden betreffen. Sie zeigen idealerweise auch Lösungen auf. Ähnlich könnte es mit Green Nudging ablaufen. Allerdings sollten dabei Verbraucher den Eindruck haben, dass sie sich damit selbst helfen und nicht “nur” der Umwelt.
In der Umweltökonomie ist Green Nudging ein umweltpolitisches Instrument mit enormem Potenzial.
Green Nudging in der Umweltökonomie – Illusion oder Mission?
Green Nudging soll als effektives, umweltpolitisches Instrument zum Einsatz kommen, um negative Externalitäten zu internalisieren. Denn Green Nudges wirken sich auf das Verhalten der Menschen und die Umwelt aus. Allerdings hängen sie auch vom jeweiligen Kontext ab. Treppenlaufen im Unternehmen, um Energie zu sparen und, um fit zu bleiben, erhöht möglicherweise die Motivation der Mitarbeiter im Unternehmen. Doch wenn sie nach Hause gehen und hoch in den fünften Stock gehen sollen, haben sie vielleicht doch nicht diese Motivation.
Somit zeichnen sich Green Nudges zwar durch ein Potenzial aus, dienen jedoch keineswegs als Allheilmittel gegen Klimaerwärmung, Verlust der Artenvielfalt, Licht-, Wasser- und Umweltverschmutzung. Die Regierung kann dennoch das Potenzial von Green Nudging nutzen, um die gegenwärtigen Umweltprobleme in den Griff zu kriegen.
Dennoch hängt die Rolle von Green Nudging als umweltpolitisches Instrument von zahlreichen Faktoren ab. Wie sieht es mit der Durchführbarkeit aus? Wie hoch sind die Umsetzungskosten des Nudges im Vergleich zu den traditionellen Politikinstrumenten wie Steuern, Subventionen, Gesetzen und Auflagen? Welche Maßnahmen lassen sich umsetzen? Wie hoch sind die Umsetzungskosten, die aus einem Anstoß für das Green Nudging resultieren? (vgl. https://core.ac.uk/download/pdf/196185119.pdf S. 18; Zugriff am 14.7.2022)
Vor diesen Fragen steht nicht nur die Umweltpolitik, sondern auch jedes Unternehmen, das Green Nudging eine Chance gibt.
Fazit zu Green Nudging
Auf die Frage, ob Green Nudging ein effektives Mittel für den Umweltschutz ist, lautet die Antwort: Es kommt auf die Situation an. Des Weiteren spielt es eine wichtige Rolle, ob Unternehmen oder Privathaushalte das Green Nudging praktizieren. Sicherlich funktioniert es bei Unternehmen eher als bei Privathaushalten.
Zudem erreichen Unternehmen eine größere Anzahl von Menschen. Diejenigen, die an Green Nudging interessiert sind, setzen das auch im Privatleben fort. Auch wenn das Konzept von Green Nudging noch in den Kinderschuhen steckt, zeichnet es sich durch enormes Potenzial aus: Umweltbewusstes Verhalten wird belohnt. Belohnungen haben seit jeher besser funktioniert als Strafen, denn das menschliche Gehirn ist auf Belohnungen fixiert. Sobald sich Green Nudging diesen Ruf erarbeitet hat, wird es sich an neuen Fans erfreuen.