Der ökologische Fußabdruck

Im Vergleich zu dem Begriff „Nachhaltigkeit“, dessen Ursprung mehr als 300 Jahre zurückliegt, dient der ökologische Fußabdruck als ein junges Konzept, welches die Folgen der menschlichen Aktivitäten in Bezug auf die Umwelt abbildet. Mathis Wackernagel und William Rees haben diese Methode entwickelt, um die Umwelt als „messbares Gut“ darzustellen. Das Ziel bestand darin, sämtlichen Akteuren, Anreize zur Umwelterhaltung zu bieten. Somit spiegelt der ökologische Fußabdruck, inwiefern die erneuerbaren und nicht erneuerbaren Rohstoffe sowie das Ökosystem der Erde belastet werden, wider. Anhand des ökologischen Fußabdrucks berechnen Wissenschaftler wie groß die Flächen der Meere, Wälder, Weide- und Ackerländer sind, welche Privathaushalte, Unternehmen und sonstige Organisationen beanspruchen. Bei der Berechnung geht es auch darum, wie groß die Fläche sein sollte, die notwendig ist, um entstandene Abfallprodukte zu entsorgen sowie die jeweiligen Land-, Meeres- und Waldflächen zu erneuern.

Angebot und Nachfrage bestimmen in der Wirtschaft das Gleichgewicht: Dasselbe trifft auf den ökologischen Fußabdruck zu. Die Angebotsseite stellt das Ergebnis der Messung der Flächen des blauen Planeten dar: Felder, Meere, Seen, Steppen, Straßen, Städte, Wälder, Weiden und Wüsten. Bei dieser Messung nehmen Wissenschaftler die Fruchtbarkeit des Bodens sowie die Produktivität der Erdoberfläche unter die Lupe. Biokapazität der Erde nennt sich das Resultat dieser Messungen.

Im Hinblick auf die Nachfrageseite findet eine andere Berechnung statt: Sie legt offen, wie hoch die Biokapazität ist, welche Menschen nutzen. Bauland, Energiegewinnung und Viehzucht geben die Aktivitäten der Wirtschaftssubjekte, die einen großen Teil der Erdoberfläche beanspruchen, wieder. Abfälle und Abgase geraten unterdessen in Vergessenheit, obwohl die Umwelt diese ebenfalls verwertet. Deshalb fungiert der ökologische Fußabdruck als Messindikator, der Angebot und Nachfrage in Bezug auf die Umwelt vergleicht. Zu den Kernfragen gehören:

  • Wie viel Natur steht den Menschen zur Verfügung?
  • Wie viel Natur brauchen Unternehmen, Menschen, Privathaushalte und Tiere?
  • Wer nutzt wie viel von der Natur zur Verfügung stehenden Ressourcen?

Als Einheit für die Messung dienen biologisch nutzbare und produktive Flächen. Ihre Darstellung erfolgt in der Maßeinheit eines globalen Hektars, dessen Abkürzung gha lautet. Aus den genannten Erklärungen geht hervor, dass der ökologische Fußabdruck der Industrieländer wesentlich höher ist als der Ressourcenverbrauch der Länder, die noch nicht diesen Standard erreicht haben. Berichten zufolge herrscht ein starkes Ungleichgewicht in Bezug auf die Nutzung und die Verfügbarkeit der Rohstoffe. Das Konsumverhalten der Staaten, Unternehmen und Privathaushalte verursacht ein Defizit. Der Vorteil des ökologischen Fußabdrucks besteht darin, dass er vielseitig anwendbar ist. Er kann für erkorene Tätigkeiten, Einzelunternehmen, Groß- und Kleinunternehmen, gemeinnützige und gewinnorientierte Organisationen, Gemeinschaften sowie Staaten berechnet werden. Im Vergleich zum CO2-Fußabdruck berücksichtigt der ökologische Fußabdruck sämtliche Aktivitäten, welche die Umwelt beeinflussen. Er beschränkt sich keineswegs auf den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid.

Der ökologische Fußabdruck als sichtbarer Beweis für die Ausbeutung der Natur?

Lange Zeit lebte die Menschheit so wie es die Naturvölker vorleben – im Einklang mit der Natur. Zudem verbrauchten sowohl Privathaushalte als auch Unternehmen lediglich einen geringen Anteil der Rohstoffe, welche die Natur zur Verfügung stellt. Ab 1970 fand jedoch ein Umbruch statt. Mit der steigenden Anzahl der Weltbevölkerung stieg  kontinuierlich der Ressourcenverbrauch. Der Bedarf an Biokapazität ist wesentlich höher als der Ertrag, welchen Ökosysteme liefern. Somit lebt die Weltbevölkerung auf „Pump“.

Von diesem negativen Trend sind insbesondere die nicht erneuerbaren Rohstoffe betroffen. Nicht erneuerbar bedeutet in diesem Zusammenhang, dass deren Entstehung sowie Erneuerung das menschliche Zeitalter übertrifft. Zu diesen Ressourcen zählen mineralische Rohstoffe, welche aus der Erdkruste stammen: Sedimente, Gesteine, Salze und metallische Rohstoffe. Fossile Ressourcen sind Kohle, Erdgas und Erdöl – ebenfalls nicht erneuerbar.

Laut Experten liegt momentan die verfügbare Biokapazität pro Erdenbürger bei 1,7 gha. Allerdings enthält dieser Wert nicht die erforderliche Biokapazität für den Erhalt der Pflanzen- und Tierwelt. Somit ist der realistische Fußabdruck pro Bürger deutlich größer als 1,7 gha. Der weltdurchschnittliche, ökologische Fußabdruck zeichnet sich durch einen Wert in Höhe von 2,7 gha aus. Das bedeutet, dass der Mensch so viel Natur beansprucht als hätte er 1,7 blaue Planeten zur Verfügung. Dieser exzessive Verbrauch verursacht bereits heute negative Folgen – die Überfischung dient als spürbarer Beweis für diesen Trend. 

Der ökologische Fußabdruck
Der ökologische Fußabdruck

Der ökologische Fußabdruck hängt von dem Wohnort eines Menschen ab

Jeder einzelne Bürger hinterlässt einen ökologischen Fußabdruck, der sich durch eine individuelle Größe auszeichnet. Dabei existieren signifikante Unterschiede zwischen den einzelnen Staaten. In einem Industrieland wie Deutschland ist deutlich höher als in Äthiopien, Bangladesh oder Nicaragua. Dementsprechend existiert nicht nur ein Defizit des ökologischen Fußabdrucks, sondern auch eine Reserve. Von einem Defizit sprechen Experten, sobald der ökologische Fußabdruck eines Staates die Biokapazität dieses Landes der zur Verfügung stehenden Fläche übertrifft. Ein nationales Defizit bedeutet, dass dieser Staat Biokapazitäten mithilfe des internationalen Handels importiert, verfügbare, nationale ökologische Vermögenswerte auflöst sowie Kohlenstoffdioxid als Abfallprodukt in die Atmosphäre ausstößt. Eine ökologische Reserve hingegen verdeutlicht, dass die Biokapazität einer Nation den ökologischen Fußabdruck dieser Bewohner übertrifft.

Momentan gehören Französisch-Guayana, Suriname und Guyana zu den Top drei, sich durch eine hohe Biokapazitätsreserve auszeichnen. Ihre Biokapazität übertrifft somit den ökologischen Fußabdruck. Zu den drei Staaten, die das höchste Biokapazitätsdefizit aufweisen, zählen: Singapur, Bermuda und Réunion. Bei ihnen übertrifft der ökologische Fußabdruck deutlich die zur Verfügung stehende Biokapazität. 

Der ökologische Fußabdruck ist somit von den Aktivitäten der Staaten abhängig. Deshalb haben die Bürger nur bedingt einen Einfluss auf dessen Auswirkung. In Deutschland benötigen die Menschen mehr als 30 Prozent des ökologischen Fußabdrucks für die Ernährung. 80 Prozent davon werden für tierische Lebensmittel verwendet. Im Wohnbereich hingegen ist die Heizenergie am stärksten betroffen. In Bezug auf die Mobilität plädieren Politiker und Umweltschützer für eine Mäßigung der individuellen Mobilitätsansprüche. Sie weisen auf klimaschonende Alternativen hin (Klimawandel). Das Konsumverhalten der Menschen lässt sich jedoch schwer beeinflussen: lediglich lukrative fungieren als sinnvolle Maßnahme. Dementsprechend sollte der Konsum als Modell des Teilens sowie die Umsetzung langlebiger, nachhaltiger Produkte im Mittelpunkt stehen. Dadurch sinkt der ökologische Fußabdruck.

Wie berechnen Umweltökonomen den ökologischen Fußabdruck?

Da sich der ökologische Fußabdruck als sinnvolle Berechnungsmaßnahme in der Praxis bewährt hat, existieren sogenannte National Footprint and Biocapacity Accounts. NFA lautet die Abkürzung. Diese stellt Kerndaten, die für sämtliche ökologische Fußabdruck Analysen erforderlich sind, bereit. Bei diesen Konten handelt es sich um Dokumentationen, die den ökologischen Fußabdruck aufgrund des nationalen Rohstoffverbrauchs sowie die zur Verfügung stehende Biokapazität der Staaten darstellen. Dabei fungieren mehr als 15.000 Datenpunkte pro Staat als Anhaltspunkte, um die Konten des ökologischen Fußabdrucks von über 200 Staaten, Territorien und Gebieten zu berechnen. Als Berechnungsgrundlage dient das Jahr 1961.

Worauf basieren die Berechnungen des ökologischen Fußabdrucks?

Als Berechnungsgrundlage dienen die Ergebnisse der Lebensmittel- und Landwirtschaftsorganisation, der UN Statistics Division und der UnitaedNationsCommodity Trade Statistics Database. Da der Energieverbrauch ebenfalls zu der Vergrößerung des ökologischen Fußabdrucks beiträgt, fließen die Daten der internationalen Energieagentur in die Berechnung mit ein. Weitere Daten enthalten Untersuchungen von Experten sowie deren belegten Forschungsergebnissen. Von den Staaten, Territorien und Gebieten, welche in den Konten dargestellt sind, versorgen die Teilnehmer die Institute mit zuverlässigen Informationen hinsichtlich des Ressourcenverbrauchs. Für mehr als 150 Bevölkerungsgruppen stellt das Global Footprint Network erklärende Zeitreihen mit deren ökologischen Fußabdruck sowie mit der dazugehörigen Biokapazität dar.

Der ökologische Fußabdruck erfolgt aus der Berechnung, bei welcher die Ökonomen nachverlogen, wie groß die Fläche ist, welche genutzt wird, um sämtliche Bedürfnisse der Menschen zu erfüllen. Diese setzen sich aus unterschiedlichen Anforderungen zusammen. Zu diesen zählt die Fläche für die Kultivierung von Lebensmitteln, die Holzregeneration, die Faserproduktion, die Aufnahme der CO2-Emissionen aus der Verbrennung der fossilen Brennstoffe sowie die Aufnahme der genutzten Infrastruktur. Der ökologische Fußabdruck berechnet sich aus dem Verbrauch einer Nation, indem die Importe zu dessen nationaler Produktion dazugezählt und von der nationalen Produktion subtrahiert werden.

Die Berechnungsformel lautet:

EFC = EFP + (EFI – EFE)

  • EFC = Ecological Footprint of Consumption = der ökologische Fußabdruck des Konsums
  • EFP = Ecological Footprint of Production = der ökologische Fußabdruck der Produktion
  • (EFI – EFE) = Net Ecological Footprint of Trade = der ökologische Fußabdruck des Handels

Sämtliche Produkte verfügen über eine integrierte Menge an einer bioproduktiven Land- und Meeresfläche, die erforderlich ist, um das jeweilige Gut herzustellen sowie die daraus resultierenden Abfälle zu beschaffen. Daraus resultiert, dass internationale Handelsströme als Ströme des integrierten, ökologischen Fußabdrucks dienen. Dabei verwendet der ökologische Fußabdruck Erträge aus den Produkten von Wald, Meer, Acker- und Weideland, um die Fläche zu ermitteln, die für die Durchführung einer bestimmten Aktivität erforderlich ist.

Die Biokapazität wiederum berechnen Forscher, indem sie die Menge der biologisch verfügbaren Meeres- und Landfläche ermitteln, welche genutzt wird, um die Rohstoffe zu bieten, die eine Nation benötigt, um ihre Abfälle zu absorbieren. Für einen räumlichen und zeitlichen Vergleich passen Experten die Nutzungsflächen im Verhältnis an ihre biologische Produktivität an (gha). Die Staaten unterscheiden sich in Bezug auf die Produktivität ihrer Ökosysteme. Das Resultat ist in den Konten ersichtlich.

Die Mehrheit der Staaten zeichnet sich durch ein Defizit aus. Der ökologische Fußabdruck sollte kleiner sein. Laut Forschungsergebnissen lebt mittlerweile über 85 Prozent der Weltbevölkerung in Ländern, die ein ökologisches Defizit aufweisen. Das weltweite, ökologische Defizit bezeichnen Forscher als globale, ökologische Überschreitung.

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Welche wichtige Information liefert der ökologische Fußabdruck?

Der ökologische Fußabdruck steht nicht nur für den Verbrauch der Biokapazität, sondern liefert auch eine wichtige Botschaft: der globale, ökologische Fußabdruck ist stark überlastet. Die Menschen benötigen bei ihrem Konsumverhalten 1,7 Erden, um die Anzahl der aktuellen Bevölkerung aufrechtzuerhalten. Sofern der derzeitige Ressourcenverbrauch weitergeht, wird die Menschheit bis 2050 3 Erden brauchen, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Aus dieser Erkenntnis geht hervor, dass sich das Konsumverhalten der Individuen dringend ändern muss. Denn sobald sich dieses umgestaltet, formen auch bedeutende Wirtschaftsakteure wie Staaten und Unternehmen ihr Verhalten um.

Lässt sich der ökologische Fußabdruck verringern?

Der ökologische Fußabdruck des Konsums ändert, sich sobald Individuen die Nachfrage nach umweltfreundlichen Produkten und Dienstleistungen erhöhen. Denn der Abdruck verlangt ein verantwortungsbewusstes Verhalten. Gleichzeitig schärfen jedoch Unternehmen mit Slogans wie „Show you care“ oder „Wir haben nur einen Planeten“ das Bewusstsein ihrer Konsumenten. Insbesondere der letztere Spruch ist mehr als ein Werbespruch. Bei einer genauen Analyse wird deutlich, dass dieser Slogan auf die Problematik „großer ökologischer Fußabdruck“ hinweist.

Somit resultiert der ökologische Fußabdruck der Produktion aus dem Konsumverhalten der Individuen. Er fungiert als Maßstab für das Inlandsprodukt, welches die Summe der Werte sämtlicher Waren und Dienstleistungen, die innerhalb eines Landes produziert werden. Sofern gewinnorientierte Unternehmen ihre Richtung ändern und auf nachhaltige Herstellungsprozesse, Produkte und Dienstleistungen umsteigen, lassen sie ihren Abnehmern nahezu keine andere Wahl als diese Erzeugnisse zu kaufen. Auf diese Weise erfolgt eine Reduktion des ökologischen Fußabdrucks nach und nach.

Laut der oben erwähnten Gleichung hängt ein Staat, dessen ökologischer Fußabdruck des Imports den ökologischen Fußabdruck der Exporte übertrifft von den erneuerbaren Rohstoffen sowie ökologischen Dienstleistungen, die sich außerhalb seiner Landesgrenzen abspielen, ab. Staaten, auf die das zutrifft, sind ebenfalls dazu gezwungen ihr Verhalten zu ändern, um den ökologischen Fußabdruck zu verringern.

Warum sollten Staaten, Unternehmen und Privathaushalte den ökologischen Fußabdruck reduzieren?

Staaten, Unternehmen und Privathaushalte profitieren, sofern sie eine Reduktion des ökologischen Fußabdrucks umsetzen. Der Wasserverbrauch sinkt und ermöglicht dadurch mehr Menschen einen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Die Ernährung ist beim Befolgen des Nachhaltigkeitsaspekts und der Reduktion des ökologischen Fußabdrucks gerechter verteilt. Generell impliziert für Privathaushalte eine Minderung des Abrucks Vorteile für die Gesundheit.

Unternehmen profitieren ebenfalls in vielerlei Hinsicht von einer Reduktion des ökologischen Fußabdrucks. Ein Firmenareal, das sich in Naturnähe befindet, schützt die Artenvielfalt. Außerdem sinken die Betriebskosten für die Grünpflege oder das Abwasser. Darüber hinaus steigert ein grünes Umfeld die Zufriedenheit und Motivation der Betriebsangehörigen.

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Wie können Wirtschaftssubjekte den ökologischen Fußabdruck verringern?

Niemand verlangt von den Akteuren, weder von den Unternehmen noch von den Individuen den ökologischen Fußabdruck von heute auf morgen zu reduzieren: Eine schrittweise Umstellung gelingt wesentlich einfacher. Zu den Maßnahmen für Privathaushalte gehören:

  • Ernährung umstellen, Fleischkonsum reduzieren
  • Natur unterstützen, Wälder aufforsten
  • Nachhaltig und grün reisen
  • Lebensmittelabfälle reduzieren
  • Kleidung bewusst wählen, nachhaltige Biobaumwolle und anstatt jeden Trend mitmachen, zeitlose Mode bevorzugen
  • Transportalternativen nutzen und Fahrgemeinschaften bilden

Für Unternehmen sind größere Anstrengungen erforderlich, um den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren:

  • Erneuerbare Energien einsetzen
  • Wasserverbrauch sparen
  • Abfallprodukte minimieren
  • Das Konzept der Wiederverwertung umsetzen
  • Mitarbeiter auf die Vorzüge der Nachhaltigkeit hinweisen

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