Fairtrade Original Logo

Kurzum: Fairtrade ermöglicht lokalen Bauern und Arbeitern von einer verbesserten Lebensgrundlage zu profitieren. Zugleich entscheiden sie, wie sie ihr Einkommen für eine bessere Zukunft investieren. Fairtrade fungiert als effektives Werkzeug gegen Ausbeutung und Begünstigung von Armut. 

Konsument*innen und Unternehmer*innen, die Fairtrade-Produkte bevorzugen, leisten einen wesentlichen Beitrag zum Alltag von Bauern und Arbeitern auf Plantagen, die in den Entwicklungs- und Schwellenländern liegen. Denn diese Familien erhalten eine höhere Entlohnung für ihre Tätigkeit. Das Siegel fungiert als zuverlässiges Zeichen, dass Hersteller und Firmen Standards einhalten, welche international vereinbart wurden. Bei den Anforderungen handelt es sich um Zertifizierungen, die unabhängig voneinander sind. (vgl. Quellen-Nachweis)

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Wie funktioniert Fairtrade?

Wer wird hauptsächlich vom globalen Handelssystem ausgeschlossen? Richtig: Kleinbauern und Arbeiter. Ist das gerecht? Nein, selbstverständlich nicht. Denn sie leisten eine anstrengende, physische Arbeit. Die Organisation rückt die benachteiligten Akteure in den Fokus der Betrachtung. Das spezielle Zertifizierungssystem gewährleistet den Herstellern ein Mitspracherecht in Bezug auf die Gestaltung von Fairtrade. Sie nehmen an sämtlichen Entscheidungsprozessen teil. 

Was bedeutet letztendlich Fairtrade für Bauern und Arbeiter?

  • Sie profitieren von Preisen, welche die Aufgabe erfüllen, die Durchschnittskosten für nachhaltige Erzeugnisse ihrer Ernte zu decken. Die fairen Preise agieren als Sicherheit – insbesondere dann, wenn die Marktpreise sinken. 
  • Bauern und Arbeiter erhalten eine eigene Prämie. Dabei handelt es sich um einen zusätzlichen Betrag. Dieser wird auf den Verkaufspreis berechnet, damit in ein Unternehmen oder ein Gemeindeprojekt investiert werden kann. 
  • Menschenwürdige Arbeitsverhältnisse. Bedeutet im Umkehrschluss: keine Kinderarbeit, keine Zwangsarbeit und keine Diskriminierung. 
  • Vor der Erntezeit können sie Vorschusskredite erhalten, sofern sie sich das wünschen oder benötigen. 
  • Aufgrund einer höheren Sicherheit sowie festeren Kundenbeziehungen erfolgt eine bessere Planung für die Zukunft.

(vgl. Quellen-Nachweis)

Bei Fairtrade haben die Hersteller das Sagen. Denn sie verfügen über 50 Prozent der Stimmen in der Generalversammlung. Sobald die Entwicklung neuer Richtlinien und Standards ansteht, erfolgt kein Ausschluss der Bauern und Arbeiter. Stattdessen werden sie konsultiert.

Fairtrade Logo
Fairtrade Logo @Fairtrade International e.V., CC BY-SA 3.0 DE https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en, via Wikimedia Commons

Das System von Fairtrade und seine Vorteile

In Afrika, im Nahen Osten, Asien, dem Pazifik, Lateinamerika und in der Karibik existieren örtliche Erzeugernetzwerke, welche die Bauern und Arbeiter vertreten.

Ohne Marketing läuft nichts. Das hat auch die Organisation begriffen. Deshalb sind 25 Marketingorganisationen aktiv. Sie fördern die Vermarktung von den Produkten in den Verbraucherländern. Darüber hinaus klären sie Verbraucher*innen über die Vorzüge der Erzeugnisse auf. 

Weltweit überprüft Fairtrade International, ob die Standards eingehalten werden. Daneben beteiligt sich FLOCERT als bedeutendste, unabhängige Zertifizierungsorganisation an den Aktivitäten, die für die Organisation unabdingbar sind. FLOCERT kontrolliert, ob die verantwortlichen Akteure sämtliche Standards einhalten. (vgl. Quellen-Nachweis)

Weshalb FLOCERT eine bedeutende Rolle bei Fairtrade spielt

LOCERT ist eine internationale und unabhängige Zertifizierungsstelle. Die Organisation wurde nach dem Standard 17065 durch die globale Organisation für Normung (ISO: International Organization for Standardization) akkreditiert. FLOCERT verfolgt das Ziel in Bezug auf Fairtrade, Gerechtigkeit zu garantieren. Zudem bietet die Zertifizierungsorganisation Leistungen, um wirtschaftlich orientierte Betriebe bei der Beschaffung ihrer Produkte zu unterstützen. Dadurch bewahren die Unternehmen die aufgestellten Grundsätze. FLOCERT unterstützt Hersteller*innen und Händler*innen dabei, international faire Lieferketten aufzubauen. Zudem steht die Vision, die FLOCDERT verfolgt, für eine gerechte Gegenwart und Zukunft. Die Unternehmenswerte bestehen aus: Menschlichkeit, Glaubwürdigkeit, Diversität und Innovation. (vgl. https://www.flocert.net/de/ueber-uns/)

Des Weiteren hat FLOCERT das Recht, Organisationen sowie -Händler zu suspendieren; schlimmstenfalls zu dezertifizieren, sofern bei den Überprüfungen herauskommt, dass sie die festgelegten Standards nicht einhalten. FLOCERT dient als Beweis, weshalb es bei Fairtrade keineswegs um ein blindes Vertrauen, sondern um die Einhaltung von strengen Richtlinien geht.

Welche Vorgaben für Menschenrechte gelten in den Fairtrade Standards?

Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte sowie zahlreiche internationale Abkommen dienen als Basis für die Fairtrade Standards. Sie beinhalten unter anderem Richtlinien der UN-Kinderrechtskonvention sowie Kernarbeitsnormen von globalen Arbeitsorganisationen. Die festgelegten Standards transformieren für die Herstellungsformen sowie für die Produktkategorien wichtige Aspekte in eindeutige Vorgaben sowie Kriterien für die Zertifizierung.

Und wie stellen die Verantwortlichen sicher, dass eine Einhaltung der Standards erfolgt? Ist Fairtrade denn tatsächlich zuverlässig? Diese Frage lässt mit einem klaren “Ja” beantworten. Weshalb? Weil regelmäßige Audits stattfinden. Sofern Verstöße aufgedeckt werden, sind die zuständigen Betriebe dafür verantwortlich, diese umgehend zu beheben. Die Audits agieren jedoch nicht als einzige zuverlässige Kontrolle. Stattdessen können anonyme und geschützte Beschwerden, Informationen und Hinweise eingereicht werden. (vgl. Quellen-Nachweis)

Wofür steht das Fairtrade-Siegel?

Eins vorweg: Es existieren mehrere Fairtrade-Siegel. Sie kennzeichnen Artikel, die aus einem gerechten Handel stammen. Zudem berücksichtigen sie die drei Säulen der Nachhaltigkeit und die vorgeschriebenen Kriterien. (vgl. Quellen-Nachweis)

  1. Das Produkt-Siegel steht für Artikel, die fair angebaut und gehandelt wurden. Sämtliche Inhaltsstoffe stammen zu 100 Prozent aus Fairtrade-Bedingungen. Noch etwas? Ja. Die Ware kann bei Bedarf physisch zurückverfolgt werden. Kakao, Kaffee, Rosen, Orangen oder Bananen.
  2. Wenn der Artikel ein Mischprodukt darstellt, dann enthält das Siegel einen dicken schwarzen Pfeil. Schokolade, Tee, Zucker, Fruchtsäfte und Kekse sind klassische Fairtrade-Produkte, die sich aus Mischungen zusammensetzen.
  3. Für Baumwolle steht das Fairtrade-Cotton-Siegel. Es repräsentiert fair gehandelte sowie angebaute Rohbaumwolle. Sämtliche Schritte in der Produktions- und Lieferkette lassen sich zurückverfolgen. Außerdem genießt diese Baumwollart eine getrennte Verarbeitung von der konventionellen Baumwolle. Produkte, welche durch dieses Siegel gekennzeichnet sind, sind zu 100 Prozent Fairtrade-zertifiziert.
  4. Eine große Mehrheit verbindet mit den Siegeln Lebensmittel. Die wenigsten wissen, dass auch Fairtrade-Schmuck existiert. Dafür steht das Fairtrade-Gold-Siegel. Das Gold lässt sich über sämtliche Herstellungsschritte hinweg zurückverfolgen. Selbstverständlich wurde es fair angebaut und gehandelt. Das Schmuckstück enthält eine Stempel-Prägung.
  5. Kosmetikprodukte können auch Fairtrade-Inhaltsstoffe enthalten. Deshalb zeichnet sich dieses Siegel durch die Zusatzinformation: “Contains Fairtrade ingredient” aus. Rohstoffe, die Fairtrade anbietet, sind selbstverständlich fair gehandelt und angebaut.
  6. Fairtrade Textile Production steht für Textilprodukte, bei welchen die gesamte Lieferkette nach den eigenen Richtlinien zertifiziert ist.

Fairtrade-Rohstoff-Siegel

Fairtrade-Produkte-Siegel sind mittlerweile zahlreichen Verbraucher*innen – unabhängig ob umweltbewusst oder nicht – bekannt. Doch die Fairtrade-Rohstoff-Siegel repräsentieren fair gehandelte Rohstoffe eines Artikels, der sich aus mehreren Zutaten zusammensetzt. Wenn ein Inhaltsstoff zum Einsatz kam, fungiert der dicke, schwarze Pfeil als Informationshinweis, der besagt, dass ein Mengenausgleich stattfand. Das Siegel informiert über die Zutat, die von der Organisation zertifiziert wurde. Bei Schokokeksen kann wurde entweder der Kakao oder Zucker fair gehandelt.

Die Vielfalt der Fairtrade-Produkte

Schokolade, Kaffee und Banane. Eine große Mehrheit kennt dieses Trio. Glücklicherweise findet regelmäßig eine Sortimentserweiterung statt. Fairtrade-Produkte sind vielfältig. (vgl. Quellen-Nachweis)

  • Kaffee
  • Bananen
  • Kakao
  • Baumwolle
  • Orangensaft
  • Gold
  • Honig
  • Reis 
  • Tee
  • Wein 
  • Zucker
  • Textilien
  • Gewürze
  • Sportbälle
  • Kosmetik
  • Quinoa
  • Nüsse und Öle

Weshalb zahlt sich ein Umstieg von konventionellen auf Fairtrade-produkten aus?

Weil dadurch ein wichtiger Beitrag zu der Verbesserung der Lebensqualität von Menschen, die in Schwellen- und Entwicklungsländern leben, geleistet wurde. Die nachfolgenden Beispiele bestätigen diesen Sachverhalt.

Fairtrade Honig naschen und einen wichtigen Beitrag zur Armutsbekämpfung leisten

Honig ist ein gutes Beispiel, welches beweist, weshalb sich die Unterstützung von Fairtrade-Produkten lohnt. In Deutschland verzehren Honigliebhaber bis zu 1 Kilogramm Honig. Bei Weitem reicht die heimische Herstellung nicht mehr aus. Denn die klimatischen Bedingungen decken die riesige Honignachfrage nicht. Aus diesem Grund importiert Deutschland Honig aus anderen Staaten, um die hohe Nachfrage zu befriedigen. In anderen Regionen herrschen günstigere Klimabedingungen, die mehrere Honigernten pro Jahr ermöglichen. Somit befriedigen Honigfans ihre Nachfrage nach der natürlichen Süßspeise und unterstützen Bauernfamilien, welche die Imkerei für eine erfolgreiche Lebensgrundlage benötigen.

Quinoa genießen und Kleinbauern in den Anden unterstützen

Quinoa war einst der Reis der Inka. Das Pseudogetreide ist proteinreich. Zudem zeichnet es sich durch einen nussigen Geschmack aus. Einst standen die Samen im Schatten von Couscous, Bulgur und Reis. Inzwischen ist die Nachfrage nach Quinoa groß. Feinschmecker, die zu Fairtrade-Quinoa greifen, unterstützen Kleinbauern in den Anden.

Faitrade-Zucker kaufen und dadurch die Einkommensgrundlage von Kleinbauern in Lateinamerika, Asien und Afrika sichern

In den genannten Ländern leben Zuckerrohr-Kleinbauern überwiegend in Armut. Sie sind nicht einmal in der Lage, ihre Produktionskosten zu decken; geschweige denn ihre Lebensgrundlage zu sichern. Darüber hinaus führen sie mit der Nutzung von Pestiziden eine Umweltverschmutzung durch.

Aufgrund der Zuckerpolitik der Europäischen Union leiden die Kleinbauernfamilien unter einer schwierigen Wettbewerbssituation. Verbraucher*innen, die sich jedoch für Fairtrade-Zucker entscheiden, unterstützen nicht nur Zuckerrohr-Kleinbauern, sondern profitieren von einer hohen Zuckerqualität. Noch etwas? Ja! Sie leisten einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz.

Umweltverschmutzung - rauchender Schornstein
Umweltverschmutzung – rauchender Schornstein

Fairtrade Kleidung – Mode und Umweltschutz in einem

Die Textilindustrie weist nach wie vor ein hohes Verbesserungspotenzial auf. Bei der Baumwollherstellung fangen die Herausforderungen an und gehen weiter bis zu den Lieferketten. Eine mangelnde Transparenz gehört ebenso zu den Schwierigkeiten, welche der Textilsektor zu bekämpfen versucht. Auch die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten im Textilsektor machen oft Negativschlagzeilen: niedrige Löhne und lange Arbeitszeiten. Darüber hinaus resultieren aus den schlechten Arbeitsbedingungen negative Umweltauswirkungen. Das muss jedoch nicht so weitergehen. Jeder, der etwas gegen die Armut in den Schwellen- und Entwicklungsländern unternehmen und einen Beitrag zum Umweltschutz leisten will, hat seit 2016 die Möglichkeit, das Textilprogramm von Fairtrade zu unterstützen.

Modeanhänger sollten bei ihrer Kleiderwahl bewusst vorgehen, denn Fast Fashion schadet Mensch und Umwelt. Neben Nahrung fungiert Kleidung als jedermanns wichtigster Alltagsbegleiter.

Obwohl Textilien einen wichtigen Platz im Leben der Menschen einnehmen, setzt sich nur eine Minderheit mit dieser Thematik auseinander. Auch wenn es mittlerweile Fairtrade-Kleidung gibt, dominieren in den Textilfabriken immer noch unbefriedigende Arbeitsbedingungen. Die Arbeiter*innen haben so gut wie keine Rechte. Kinderarbeit ist ein weiteres Problem, welches immer noch nicht gelöst ist. Es spricht nur keiner über die Ausbeutung der Kinder. Dumpingpreise im Textilsektor dominieren ebenfalls. Auch unter den Folgen des Klimawandels und unter den weltweiten Preisschwankungen leiden die Textilhersteller und –arbeiter gleichermaßen. Deshalb können sie mit dem Baumwollanbau allein keineswegs ihre Existenzgrundlage sichern. Das seit 2016 eingeführte Fairtrade-Textilstandard leistet einen Beitrag zu der Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der lokalen Arbeiter*innen.

Fast Fashion - billige Mode einkaufen
Fast Fashion – billige Mode einkaufen

Fair Fashion statt Fast Fashion lautet die Devise von Fairtrade

  • Auch im Textilsektor will Fairtrade die finanzielle Sicherheit und Stabilität der Arbeiter*innen ermöglichen. Dadurch investieren diese in die Produktivität und Qualität der Textilien.
  • Gestärkte Organisationsstrukturen bauen die Rechte der Arbeiter*innen aus. Sie übernehmen mehr Verantwortung und erhalten Selbstbestimmungsrechte. 
  • Fairtrade ermöglicht nicht nur bessere Arbeitsbedingungen, sondern entlohnt Überstunden, sorgt für einen bezahlten Urlaub und setzt sich für den Gesundheitsschutz der Arbeiter*innen ein. 
  • Außerdem achtet die Organisation auf einen Schutz der natürlichen Rohstoffe. Insbesondere fördert die Organisation den Anbau von Bio-Produkten. (vgl. Quellen-Nachweis)

Die Top 10 Fairtrade Mythen

Rund um die Organisation kursieren zahlreiche Mythen und Gerüchte. Insbesondere Gegner der Organisation heizen die Gerüchteküche mit Vergnügen an.  Deshalb erfolgt im Nachfolgenden eine Aufklärung über die Top Ten Mythen.

Mythos 1: Fairtrade-Produkte bestehen zu 80 Prozent aus nicht fair gehandelten Zutaten

Diese Behauptung besagt im Umkehrschluss, dass lediglich 20 Prozent der Zutaten eines Produktes aus einem fairen Handel stammen. Allerdings ist diese Aussage nicht korrekt. Denn das Siegel der Organisation fungiert als zuverlässiger Indikator: Sämtliche Zutaten stammen aus einem gerechten Handel.

Besteht das jeweilige Erzeugnis aus nur einer einzigen Zutat, dann ist die Zutat zu 100 Prozent fair. Monoprodukt. So lautet der Name eines Produkts, welches sich aus einer einzigen Zutat zusammensetzt. Als gute Beispiele dienen: Kaffee, Honig, Reis.

Handelt es sich jedoch um ein Mischprodukt wie Eis, Müsli oder Kekse, gilt die Regel: alle Inhaltsstoffe, die auf dem Markt fair gehandelt werden können, müssen auch fair erworben werden. Der Kakao und der Zucker von Keksen muss fair erworben werden, weil sie als faire Ware existieren. Aber Milch oder Eier existieren nicht als Fairtrade-Ware. Deshalb dominiert nach der Erfüllung der ersten Bedingung ein zweiter Grundsatz: Der Anteil der gerecht gehandelten Rohstoffe am Endprodukt muss mindestens 20 Prozent ausmachen, ansonsten darf das Siegel nicht vergeben werden. Den genauen Anteil der Fairtrade-Rohstoffe entnehmen Verbraucher der Verpackung. Die Mehrheit der Fairtrade-Produkte sind jedoch Mono-Erzeugnisse. (vgl. Mythos 1)

Mythos 2: Es spielt keine Rolle, was in den Fairtrade-Produkten steckt

Strenge Regeln bestimmen, welche Zutaten in die Produkte kommen. Weder allgemeingültig noch verhandelbar: Das gilt für die festgelegten. Standards. Außerdem können Händler eine physische Nachverfolgung in Gang setzen, sofern sie das wünschen.

Der Fairtrade-Orangensaft veranschaulicht, weshalb der Mythos Nummer zwei entstanden ist: Bei einem Mengenausgleich befinden sich fair gehandelte und konventionell gehandelte Orangen in einem Fairtrade-Orangensaft. Ökostrom basiert auf derselben Grundlage. Somit könnten ohne diesen Mengenausgleich die fair gehandelten Orangen überhaupt nicht am Markt teilnehmen. Doch durch den Mengenausgleich genießen sie dieselben Vorzüge und einen stabilen Mindestpreis sowie eine Zusatzprämie. Die lokalen Bauer oder Arbeiter erhalten dadurch eine Prämie für die Menge an Orangen, die sie verkaufen. Deshalb profitieren sie vom Mengenausgleich.

Mythos 3: Fairtrade-Produkte im Discounter haben nicht denselben Stellenwert wie die im Weltladen

Die drei Säulen der Nachhaltigkeit fungieren als wichtiger Bestandteil von Fairtrade. Zudem durchlaufen sie regelmäßige Kontrollen. Das Siegel erhalten Produkte nur, wenn sie die vorgeschriebenen Standards erfüllen.

Fairtrade basiert auf umfangreichen sozialen, ökologischen und ökonomischen Standards, die regelmäßig überarbeitet und kontrolliert werden. Umweltschutz, Mindestpreise sowie eine hohe Arbeitssicherheit fallen in diese Kategorie. Weil die vorgeschriebenen Standards für sämtliche Produkte gelten, spielt es absolut keine Rolle, wo Verbraucher*innen ihre Fairtrade-Produkte erwerben: Weltladen, Fachgeschäft, Supermarkt oder Discounter. Das ist egal. (vgl. Mythos 3)

Mythos 4: Die Arbeiter*innen erhalten nur einen kleinen Bruchteil des Verkaufspreises

Der Einzelhandel bestimmt den Verkaufspreis, welchen Verbraucher*innen bezahlen. Die Organisation beeinflusst den Endverkaufspreis keineswegs, denn das würde gegen das Kartellrecht verstoßen. Diejenigen, die das Gerücht über den Preis in die Welt setzen, wissen eines nicht: Die Produzentenorganisation erhält bei Fairtrade den Preis für das jeweilige Erzeugnis, sobald sie die Produkte an das nächste Wirtschaftssubjekt in der Lieferkette verkauft; entweder an einen Ex- oder Importeur. Diese bezahlen den Mindestpreis. In der Regel deckt er die Kosten für die Herstellung und dient zudem als Sicherheitspolster gegen schwankende Weltmarktpreise. Wenn diese steigen, dann profitiert die Produzentenorganisation vom höheren Preis. Darüber hinaus erhalten die Bauern für Gemeinschaftsprojekte eine Prämie. (vgl. Mythos 4)

Mythos 5: Wir zahlen den lokalen Bauern und Arbeiter*innen einen höheren Preis als den, den Fairtrade festlegt

Das eine oder andere Unternehmen prahlt mit der Aussage, den lokalen Bauern und Arbeitern einen höheren Preis als den Fairtrade-Preis zu bezahlen. Bei derartigen Bemerkungen sollten Verbraucher*innen sofort hellhörig werden. Denn hier geht es um mehr als nur um den Preis und die Prämie. Schulungen, Beratungen, bessere Marktinformationen und eine Verbesserung der Marktposition zählen ebenfalls zu den Fairtrade-Merkmalen. (vgl. Mythos 5)

Mythos 6: Dank Fairtrade haben die lokalen Bauern keine Anreize, ihre Erzeugnisse qualitativ zu verbessern

Kakao- und Kaffeebauern sind überwiegend Opfer dieses Mythos. Laut dieser Aussage haben die Bauern aufgrund des hohen Sicherheitsnetzes von Fairtrade keine Motivation, die Qualität ihrer Produkte zu verbessern. Doch wie bereits aus Mythos Nummer 4 hervorgeht, stellt Fairtrade definitiv mehr als einen Mindestpreis dar. Je besser die Qualität der Rohstoffe, desto höhere Preise können die Bauern verhandeln. Somit besteht für sie absolut ein wichtiger Anreiz, Innovationen zu entwickeln und dadurch die Qualität ihrer Produkte zu erhöhen.

Denn zusätzlich zum Preis erhalten sie Prämien. Aus diesen ziehen die Betriebe und Gemeinschaften einen Nutzen. 25 Prozent von den Prämien müssen beispielsweise Kaffeebauern in Aktivitäten, die der Produktivitäts- sowie Qualitätssteigerung dienen, reinvestieren. Schließlich erzielen sie mit diesen Maßnahmen ein höheres Einkommen. Darüber hinaus stehen die Erzeugnisse in einem Konkurrenzkampf mit traditionellen Produkten. Deshalb haben Fairtrade-Organisationen, Anreize, ihre Produkte stets zu verbessern. (vgl. Mythos 6)

Mythos 7: Aufgrund von Fairtrade sind Bauern an einen festen Preis gebunden

Bei Fairtrade existiert ein Mindestpreis, der als Sicherheit bei schwankenden Weltmarktpreisen dient. Es handelt sich jedoch dabei um einen minimalen, flexiblen Preis und keineswegs um einen Festpreis. Wenn beispielsweise der Weltmarktpreis für Kakao höher ist als der Mindestpreis, erhalten die Bauern den Weltmarktpreis und nicht den niedrigeren Mindestpreis. Aufgrund dieser Funktionsweise produzieren die Bauern kostendeckend, profitieren zudem von einer höheren Planungssicherheit. Käufer*innen entrichten den höheren Weltmarktpreis, sofern sich dieser über dem Mindestpreis bewegt. (vgl. Mythos 7)

Mythos 8: Das Fairtrade-Siegel kann einfach missbraucht werden

Diese Aussage trifft nicht zu. Unternehmen dürfen auf keinen Fall einfach so das Siegel “missbrauchen” und ihre Produkte damit schmücken: Beim Siegel der Organisation handelt es sich um eine geschützte Marke mit Text. Lebensmittel und Textilien, die das Siegel tragen, erfüllen die strengen Standards. Firmen, welche das Erzeugnis unter die Verbraucher bringen, unterzeichnen einen Lizenzvertrag mit der zuständigen Fairtrade-Organisation im jeweiligen Land. Das hat viele Vorteile. Welche? Die Nutzung des Fairtrade-Siegels ist geregelt, weil die Firmen regelmäßig Bericht erstatten über die verkauften Mengen. Betrug? Missbrauch? Fehlanzeige! Würde ein Unternehmen, ohne einen Vertrag einfach so das Siegel auf seine Erzeugnisse abbilden, dann würde eine Untersuchung stattfinden. Bei einem festgestellten Missbrauch folgt schlimmstenfalls eine strafrechtliche Verfolgung.

Fairtrade International ist mehr als ein Siegel. Es ist eine vertrauenswürdige Organisation, die Standards entwickelt – nach einer ausführlichen Recherche und in Kooperation mit sämtlichen Beteiligten. Die strengen Richtlinien weisen für sämtliche Schritte in der Wertschöpfungskette bis zum Endprodukt Gültigkeit auf. (vgl. Mythos 8)

Mythos 9: Fairtrade-Produkte sind teurer als die traditionellen Produkte

Wer das behauptet, hat weder die Produkte noch die Preise genau betrachtet. Inzwischen existieren zahlreiche Fairtrade-Produkte. Darunter auch viele Eigenmarkenartikel, welche sich in einem Vergleich mit hochwertigen Bioartikeln wenig unterscheiden. Rar? Teuer? Das war einmal. Die beiden Adjektive treffen auf Fairtrade-Artikel bei Weitem nicht mehr zu. (vgl. Mythos 9)

Mit einem Kauf lösen Verbraucher*innen sämtliche Probleme der lokalen Bevölkerung

Verbraucher*innen hegen hohe Erwartungen an Fairtrade. Das Siegel basiert auf globalen Standards und Richtlinien. Zudem sind unterschiedliche Akteure und Wirtschaftssubjekte involviert. Unabhängige Studien haben die nachfolgenden Punkte bestätigt:

  • Mitglieder von Fairtrade-Organisationen profitieren von einem höheren und stabileren Einkommen.
  • Fairtrade steht für demokratische Vertretungen der Interessen der Mitglieder
  • Die ländliche Entwicklung schreitet voran
  • Die Arbeitsbedingungen auf den Plantagen sind besser
  • Produktivität und Qualität verbessern sich

Organisationen überprüfen, ob die erwünschte “Theorie des Wandels” tatsächlich eine Veränderung im positiven Sinne vorantreibt. Dazu erfolgt ein Monitoring hinsichtlich der wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Entwicklung. Nach dem Monitoring findet eine Evaluierung statt. Deshalb repräsentiert die Organisation einen Wandel, der kontinuierlich stattfindet. Er verbessert die Arbeits- und Lebensbedingungen der örtlichen Bauer und Bäuerinnen, aber er löst noch lange nicht alle Probleme – wie es eine große Mehrheit vermutet. Mit einem Kauf von Fairtrade-Produkten leistet jedoch jede(r) Verbraucher*in einen Beitrag zu einem positiven Wandel auf den Plantagen. (vgl. Mythos 10)

Der kleine, feine Unterschied zwischen Fairtrade und Fair Trade

Eine große Mehrheit kennt keinen Unterschied zwischen Fair Trade und Fairtrade. Produkte aus der ersteren Version stammen aus einem hinreichend fairen Handel. Zudem tragen sie unterschiedliche Fair-Trade-Label. Gepa fair+ oder Naturland fair fallen in diese Kategorie. Bei Fairtrade hingegen handelt es sich um eine eingetragene Marke. Produkte mit diesem Label erfüllen bestimmte Voraussetzungen, die für einen fairen Handel erforderlich sind.

  • Produkte können vollständig zurückverfolgt werden
  • Zertifizierte Rohstoffe sind von den konventionellen Rohstoffen strikt getrennt
  • Fairtrade vereint die Kriterien der drei Säulen der Nachhaltigkeit: Ökologie, Ökonomie und Soziales
  • Arbeiter*innen erhalten einen Zugang zu sauberem Trinkwasser sowie eine medizinische Versorgung
  • Kinderarbeit und Diskriminierung sind verboten

Fairtrade praktiziert Umweltschutz:

  • Die Organisation achtet auf einen Schutz für Biodiversität
  • Müllreduktion
  • Nachhaltige Energie- und Wassernutzung
  • Keine gefährlichen Düngemittel oder gentechnisch verändertes Saatgut
  • Keine Waldrodung, um Ackerflächen zu schaffen
  • Produzent*innen ergreifen wichtige Präventionsmaßnahmen, um eine Bodenerosion zu verhindern
  • Bauern und Bäuerinnen entwickeln nachhaltige Methoden für die Landwirtschaft

Verbraucher*innen sollten deshalb Fairtrade nicht mit Fair Trade verwechseln. Auch wenn das Erstere für zahlreiche Vorteile steht, existieren dennoch Kritikpunkte:

  • Kompliziert: Die Verbraucherzentrale kritisiert den Mengenausgleich. Laut den Vertretern dürfen Mischungen nur eine Ausnahme darstellen und keinesfalls als Regel fungieren.
  • Intransparent und verwirrend: Dadurch, dass unterschiedliche Fairtrade-Siegel existieren, herrscht bei den Konsumentinnen und Konsumenten Verwirrung. 
  • Aufgeweicht: einst galt beim Mengenausgleich die 50-Prozent-Regel. Diese haben Vertreter auf 20 Prozent gesenkt im Juli 2011. Dieses Vorgehen erntete Kritik.
Umweltorganisationen erreichen mehr
Umweltorganisationen erreichen mehr

Welche Alternativen existieren für Fairtrade?

  • GEPA fair+ ist weniger bekannt, dafür strenger als Fairtrade
  • Naturland fair: steht beispielsweise für faire Milch
  • Rapunzel Hand in Hand repräsentiert fair gehandelte Ware
  • Rainforest Alliance und UTZ, sind zwar keine Fairtrade-Alternativen, sondern Nachhaltigkeitssiegel: Sie verbessern die Erwerbslage der Hersteller, zahlen jedoch keine Mindestpreise wie Fairtrade.

Fazit zu Fairtrade

Fairtrade löst keineswegs die Umweltprobleme und die damit verbundene Armut in den Schwellen- und Entwicklungsländern. Doch die Organisation leistet einen wichtigen, unterschätzten Beitrag zu einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen der lokalen Arbeiter*innen und Händler*innen. Des Weiteren fokussiert sich die Organisation auf den Umweltschutz sowie auf eine Reduktion der Umweltverschmutzung.

Verbraucher*innen in den Industrieländern konsumieren ohnehin Lebensmittel und Textilien. Es kostet sie nahezu nichts, Fairtrade-Produkte zu bevorzugen. Wie der Beitrag zeigt, sind die Preise nicht höher. Käufer zahlen somit nicht – wie meist angenommen – einen höheren Preis. Stattdessen profitieren sie von einer höheren Qualität zum selben Preis wie bei konventionellen Produkten. Fairtrade verlangt von Verbraucher*innen nicht mehr Geld, sondern ein wenig Zeit und Mühe: im Lebensmittel- und Textilladen, Ausschau nach Fairtrade-Produkten zu halten und sich für diese zu entscheiden.

Bildungseinrichtungen könnten Fairtrade ebenso fördern, indem sie beispielsweise im Erdkunde-Unterricht, Schüler über die Organisation informieren. Denn ein wichtiger Grund, weshalb eine geringe Anzahl von Verbraucher*innen zu diesen Produkten greift, liegt in den nicht vorhandenen Kenntnissen über Fairtrade-Produkte. Und diese lassen sich ganz einfach beseitigen: mithilfe von Aufklärung und Bereitstellung von Informationen.

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