Kreislaufwirtschaft - Circular Economy

Was steht eigentlich hinter den Begriffen Circular Economy oder Kreislaufwirtschaft? Fakt ist: Der Begriff Nachhaltigkeit ist aktueller denn je. Sämtliche Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen tragen ihre Verantwortungsbereitschaft via Werbekampagnen an ihre Kunden heran. Plötzlich hat niemand mehr beim Einkaufen ein schlechtes Gewissen: Denn die Mehrheit der Produkte entspricht den Nachhaltigkeitskriterien. Zumindest erhalten Käufer diesen Eindruck – inwiefern die Produkte komplett nachhaltig sind, ist fraglich. Doch es dominiert nicht nur der theoretische Nachhaltigkeitsbegriff, sondern auch ein nachhaltiges Handeln in der Politik, Wirtschaft und im Alltag gewinnen die Oberhand. Ein nachhaltiges Wirtschaften impliziert nicht nur umweltfreundliche Aktivitäten, sondern auch eine Reduzierung des Abfalls. Aus dieser Idee heraus, entstand das Konzept der Kreislaufwirtschaft, deren englische Bezeichnung Circular Economy lautet. Auch wenn alle guten Dinge drei sind, fährt die Kreislaufwirtschaft eine andere Schiene und fokussiert sich auf einen 7-Schritte-Plan.

Definition Circular Economy & Kreislaufwirtschaft – einfach erklärt

Die Kreislaufwirtschaft, auch als Circular Economy bezeichnet, ist ein Wirtschaftsmodell, das darauf abzielt, Ressourcenverbrauch und Abfallproduktion zu minimieren, indem Materialien und Produkte so lange wie möglich im Wirtschaftskreislauf gehalten werden.

Dieses Modell beinhaltet das Teilen, Leasen, Wiederverwenden, Reparieren, Aufbereiten und Recyceln von Materialien und Produkten. Im Gegensatz zur linearen Wirtschaft, die auf dem Prinzip „nehmen, herstellen, wegwerfen“ basiert, fördert die Kreislaufwirtschaft nachhaltige Produktions- und Konsummuster, um den Verbrauch von Primärressourcen zu reduzieren und Umweltauswirkungen zu verringern.

Wofür steht Circular Economy?

Wirtschaft steht für die Geschlossenheit sämtlicher Organisationen und Aktivitäten, die einer geplanten Bedürfnisbefriedigung dienen. Zu den wirtschaftlich orientierten Organisationen gehören Betriebe, Unternehmen und Privathaushalte. Die Aktivitäten der Ökonomie wiederum beinhalten Produktion, Verkauf, Tausch, Verbrauch, Umlauf, Wiederverwertung sowie die Entsorgung von Gütern und Dienstleistungen. Diese Definition der Wirtschaft veranschaulicht, weshalb Circular Economy als zukünftiges Projekt erfolggekrönt sein wird. Denn sie knüpft an die Definition der Wirtschaft an, unter einer Bedingung: Es dominiert ein Kreislauf, der auf eine Abfallreduzierung und eine Wiederverwertung fokussiert ist. Die 3-R-Strategie steht dabei im Fokus: Reduce, ReUse, Recycel.

Weshalb fungiert die Kreislaufwirtschaft als eine notwendige Bedingung?

Die Antwort auf die Frage, weshalb die Kreislaufwirtschaft kein geringes Übel, sondern ein notwendiges Gut darstellt, lautet:

Weil sich die Konsumgesellschaft in den industrialisierten Ländern in eine Wegwerf-Gesellschaft verwandelt hat.

Zu den Produkten, die sich durch eine einmalige Nutzung auszeichnen, gehören: Getränkeflaschen, unabhängig davon, ob sie aus Plastik oder Glas bestehen. Dasselbe trifft auf Verpackungen und Lebensmittelbehälter zu. Sie punkten zwar mit ihrem hohen Grad in Bezug auf die Hygiene, doch sie belasten die Umwelt. Die Konsequenzen tragen nicht nur die Fluss- und Meeresbewohner, sondern auch die Verursacher. Negative externe Effekte lautet in der Umweltökonomie der Fachbegriff für diesen unerwünschten Sachverhalt. Es entstehen Schäden, die Kosten verursachen. Doch niemand fühlt sich für diese verantwortlich. Deshalb greift in der Regel der Staat bei dieser Art des Marktversagens ein. Er motiviert die Verursacher mithilfe von unterschiedlichen Methoden zu einer Internalisierung der negativen externen Effekte. Dabei kommen die Unternehmen für die verursachten Kosten auf. In der Praxis erzielt diese Art der Vorgehensweise einen geringen Erfolg. Gewinnorientierte Betriebe haben weder einen Anreiz noch irgendeine Art der Motivation, ihren Abfall zu reduzieren.

Erst als besorgniserregende Bilder von Plastikbergen, die sich in den Ozeanen stapeln, um die Welt gingen, sahen sich Unternehmen und Privathaushalte gezwungen, ihr Verhalten zu überdenken. Umweltverbände investierten Zeit, um über die schädliche Wirkung von Plastik aufzuklären. Es ging nicht nur um die Müllberge in den Gewässern, sondern auch um die Schäden die Mikroplastik im menschlichen Organismus auslöst. Forscher haben bestätigt, wie weitreichend die Konsequenzen von synthetischen Verpackungen sind.

Lebensmittel, die in Plastikverpackungen frisch gehalten werden, geben winzige Plastikteilchen an das Gemüse oder an das Fleisch sowie die Wurstwaren ab. Diese landen dann im menschlichen Körper und fügen dem Hormonhaushalt sowie dem Gehirn Schäden zu: Unfruchtbarkeit, erhöhtes Prostatagewicht, Schädigung der Nerven, Fehlbildungen bei Neugeborenen oder Krebs.

Offensichtlich haben diese Aufklärungen gereicht, um Privathaushalte und Unternehmen gleichermaßen zu einem verantwortungsbewussten, umweltorientierten und gesundheitsfördernden Verhalten zu motivieren.

Das Coase-Theorem aus der Wirtschaftspolitik besagt, dass Verhandlungen als effektive Maßnahme fungieren, die Verursacher negativer externer Effekte, ohne einen staatlichen Eingriff dazu bewegen, für den verursachten Schaden, aufzukommen. Dafür müssen jedoch die Eigentumsrechte definiert werden. Zudem sollte eine vollkommene Vertragsfreiheit bestehen. Aufgrund der Komplexität hatte das Coase-Theorem in Verbindung mit der Umweltpolitik einen abstrakten Beigeschmack. Die Kreislaufwirtschaft beweist jedoch das Gegenteil.

Circular Economy stellt eine notwendige Bedingung für die Internalisierung der negativen externen Effekte dar. Unternehmen schauen nicht mehr tatenlos weg. Stattdessen arbeiten sie an der Umsetzung der Kreislaufwirtschaft. Sie plädieren für die Kreation einer sicheren, gesundheitlich unbedenklichen und recycelbaren Verpackung.

Die Kreislaufwirtschaft fokussiert sich auf Produkte, die sich durch einen längeren Lebenszyklus auszeichnen und sobald sie unbrauchbar werden, als neue Materialen verwendet werden, ohne auf Mülldeponien zu landen. National Geographic hat deshalb Recycling-Fachexperten, CEOs sowie städtische Beamte einberufen, um mit diesen über die Kreislaufwirtschaft zu “verhandeln” und erfolgreiche Konzepte an die Öffentlichkeit heranzutragen.

Circular Economy reduziert den Abfall und fokussiert sich auf die Wiederverwertung

Wie lässt sich Abfall reduzieren? – Mithilfe von Recycling: Ja und nein. Recycling dient nicht als einzige Lösung für die Abfallproblematik. Die Reduzierung des Materialverbrauchs agiert ebenso als wichtiger Baustein für ein erfolgreiches Circular Economy Konzept. Wie der Name bereits verrät, handelt es sich bei der Kreislaufwirtschaft um ein großes Vorhaben. Dieses beabsichtigt, das gesamte System im Überblick zu behalten.

Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.

Albert Einstein

Mit diesem Zitat bringt es Albert Einstein auf den Punkt und es lässt sich wunderbar auf die die Circular Economy anwenden. Diese erfordert ein Umdenken. Reicht das aus? – Bei Weitem nicht.

Neben einem gedanklichen Umschwenken sind auch finanzielle Investitionen notwendig. Schließlich sind Experten darauf erpicht, die gesamte Recycling-, Sammel- und Sortier-Infrastruktur umzukrempeln. Die alte Vorgehensweise hat bewiesen, wie untauglich sie ist. Stattdessen verlangt die neue, vorgeschlagene Methode der Circular Economy Investitionen in Höhe von 150-Milliarden-Dollar: Genau an dieser Stelle begegnen die Akteure der ersten Hürde. Nicht nur Entwicklungs-, sondern auch Industrieländer schrecken vor diesen hohen Investitionen zurück. Denn der Gedanke, dass die Umwelt ein öffentliches Gut, das jedem unbegrenzt zur Verfügung steht, dominiert weiterhin. Deshalb tritt ein neues Industriezeitalter ein – eines, das sich intensiv der Kreislaufwirtschaft widmet.

Kreislaufwirtschaft - Circular Economy
Kreislaufwirtschaft – Circular Economy @europa.eu

Wie Unternehmen ihre Richtung ändern und davon profitieren

Einst gründeten Unternehmer eine Organisation, um das Prinzip der Gewinnmaximierung zu verwirklichen: Alles andere war unwichtig! Heute schadet diese Denkweise dem Unternehmensimage: nicht nur dem Ansehen, sondern auch den Umsätzen. Ein Imageverlust impliziert stets Umsatzeinbußen. Dementsprechend haben vorausschauende Unternehmensleiter die neuen Herausforderungen als vorteilhaft bewertet: Sie ändern Ihre Richtung und generieren dennoch höhere Umsätze. Der Schutz der Ressourcen fördert das Unternehmenswachstum. Technologien wie Pure Cycle Technologies, die eine andere Art des Harzes herstellen, profitieren in einer nahen Zukunft von einer höheren Bewertung seitens der Industrie.

Großstädte erfüllen eine wichtige Vorreiterfunktion in Bezug auf die Kreislaufwirtschaft

Weshalb dienen Großstädte als Vorzeigebeispiel für das Circular Economy Concept? – Weil sie mit ihrem Lebensstil für die hohe Abfallproduktion verantwortlich sind. Deshalb haben sich Kommunalverwaltungen das Ziel gesetzt, Politiker und Privathaushalte gleichermaßen zu abfallreduzierenden Maßnahmen zu bewegen.

Toronto macht es als Millionenstadt vor: Die Müllabfuhr sammelt nicht nur organische Abfälle demotiviert ein. Stattdessen betrachten die Arbeiter die Abfälle als ein wertvolles Gut. Ja, sogar aus organischen Abfällen entsteht ein nutzbares Produkt. Der Biomüll aus den Haushalten endet als Biogas, das entweder als Heizmaterial oder LKW-Treibstoff dient. Dieses Beispiel beweist, dass Verhandlungen wie das Coase-Theorem diese vorschlägt, praktisch umsetzbar sind.

Kreislaufwirtschaft: Die Abfallproduktion beweist, wie sehr diese zu einer Steigerung der Lebensqualität beiträgt. Niemand verzichtet in Toronto auf warme Zimmer im Winter. Biogas verdeutlicht, das Ökonomie und Ökologie wunderbar miteinander harmonieren.

New York arbeitet fieberhaft daran, die Lebensdauer von Produkten zu verlängern. Als Großstadt übernimmt sie damit eine wichtige Vorbildfunktion. Ferner kämpfen die Verantwortlichen gegen den Wegwerftrend. Auch dieses Beispiel steht für die praktische Umsetzbarkeit der Circular Economy.

Warum Kohlenstoff in der Kreislaufwirtschaft eine wichtige Rolle spielt

Ohne einen erhöhten Emissionsausstoß von Kohlenstoffdioxid ist eine Abfallreduktion weniger sinnvoll. Warum? – Weil es wenig bringt, Kunststoffe durch recycelbares Material, welches bei der Herstellung eine höhere Menge an CO2 verursacht, zu ersetzen. Der CO2-Fußbadruck spielt während des gesamten Herstellungsprozesses eine wichtige Rolle. Deshalb sollten Unternehmen, die konstant ihren CO2-Ausstoß reduzieren, von einer Belohnung profitieren. Das Prinzip bei diesem Konzept der Kreislaufwirtschaft lautet:

Je geringer der CO2-Ausstoß, desto geringer sind die Kosten.

Für Unternehmen, die dauerhaft darauf erpicht sind, ihre Kosten zu minimieren, fungiert diese Methode der Kreislaufwirtschaft als echter Anreiz für eine dauerhafte Müll- und Kohlenstoffreduktion.

Kaufen und recyclen fungieren als unverzichtbares Duo in der Kreislaufwirtschaft

Weshalb haben sich zahlreiche Unternehmen – unabhängig von ihrer Branche – für den Weg der Nachhaltigkeit entschieden? Warum legt die Mehrheit einen hohen Wert auf Erzeugnisse, die den Anforderungen der Nachhaltigkeit entsprechen? – Weil der Schrei der Konsumenten nach einer nachhaltigen Handlungsweise lauter wird. Selbst gewinnorientierte Betriebe haben erkannt, dass sie diesem Wunsch nachkommen müssen, um weiterhin auf dem Wettbewerbsmarkt konkurrenzfähig zu bleiben. Verbraucher wünschen sich recycelbare Produkte, die für die Existenz der Kreislaufwirtschaft eine notwendige Bedingung darstellen.

Gewinnt die Kreislaufwirtschaft den Kampf gegen das Linien-Zeitalter?

Feuer und Wasser sind zwei gute Diener, aber schlimme Herren.”

Deutsches Sprichwort

Was hat denn dieses Sprichwort mit der Kreislaufwirtschaft gemeinsam? – Viel. Aus diesem Zitat geht hervor, dass die zwei der vier Elemente, die das Leben auf dem blauen Planeten ermöglichen, Feuer, Wasser, Erde und Luft, nur für den Menschen brauchbar sind, sofern er diese kontrolliert. Sobald jedoch Feuer und Wasser seiner Kontrolle entgleisen, stehen nicht nur Menschen, sondern auch anderweitige Lebewesen einer Lebensgefahr gegenüber. Als klassische Beispiele dienen Waldbrände, Tsunami-Wellen, Erdrutsche oder Schiffsbrüche. Sie veranschaulichen, dass der Mensch machtlos ist, sofern er egoistisch, anstatt biosphärisch handelt.

Die Umweltpsychologie unterscheidet zwischen einem egoistischen und einem biosphärischen Handeln. Plastikberge in den Ozeanen und der Klimaanstieg stellen das Resultat eines egoistischen Handelns dar.

Bei einem Ausleben von biosphärischen Werten hingegen erkennen Unternehmen, Verbände, Privathaushalte und Staaten die Folgen ihrer Aktivitäten für die Umwelt. Zudem schreiben sie sich selbst dafür die Verantwortung zu. Unternehmen, die biosphärische Werte leben, engagieren sich für den Erhalt der Umwelt. Sie haben erkannt, dass eine Umweltzerstörung eine Zerstörung des natürlichen Lebensraumes der Menschen, Tiere und Pflanzen impliziert. Und aus dem Sprichwort geht eindeutig hervor, dass weder Unternehmen noch ganze Staaten gegen die Kraft des Feuers oder des Wassers ankommen.

Die Wegwerf-Gesellschaft folgte dem Prinzip eines linearen und kurzsichtigen Handelns: ausbeuten, nutzen, wegwerfen. Die Folgen bekommt die heutige Generation mehr denn je zu spüren: auf eine lange Sicht ist das lineare Verhalten für niemanden tragbar. Umweltverschmutzung, Erschöpfung der natürlichen Rohstoffe und der Klimawandel belegen, dass die Natur die größere Macht ist. Deshalb dient das Zitat als willkommene Motivation, sich von der linearen Denkweise zu verabschieden; Stattdessen sind Angleichungen und Optimierungen notwendig. Ansonsten folgt nicht nur eine Umweltzerstörung, sondern ein automatischer Selbstzerstörungsprozess, unter dem sämtliche Lebewesen leiden.

Die Umwelt dient als hervorragender Lehrer, der beweist, weshalb die Kreislaufwirtschaft von Bedeutung ist:

Alles, was natürlich ist, fungiert als Teil eines Kreislaufs. Nichts, das stirbt, bleibt als Abfall liegen.

Stattdessen dient es als Nahrung für ein anderes Geschöpf oder es findet ein Zersetzungsprozess statt. Dieser schenkt dem Boden jedoch Nährstoffe, die einem anderen Lebewesen zugutekommen. Das gilt für einen Ast, der sich von einem Baum löst. Der Waldboden profitiert von dessen Nährstoffen.

Circular Economy zielt darauf ab, den Konsum endlicher Rohstoffe zu unterbinden. Stattdessen stehen komplett erneuerbare und internationale Liefer- und Handelsketten im Mittelpunkt. Sämtliche Produkte, Materialien und Teile sollen laut der Kreislaufwirtschaft in einer nahen Zukunft hohe Vertrauens- und Qualitätsstandards erfüllen (Anmerkung für die Zukunft: Kreislaufwirtschaft ohne Blockchain macht nur wenig Sinn). Dementsprechend besteht das Ziel darin, den Gang zur Mülldeponie zu verhindern. Reparatur. Aufarbeitung. Wiederverwertung. Diese Methoden stehen im Vordergrund. Kein Abfall, kein Müll – das existiert in der Kreislaufwirtschaft nicht. Sie erfordert nur die Nutzung von Materialien, die permanent recycelt werden können. Die Handlungsprämisse liegt auf einer minimalen Umweltbelastung. Doch nicht nur die Ökologie, sondern auch Menschen und Tiere sollen durch die Aktivitäten weitestgehend geschont werden. Allerdings ist der Weg zu diesem Ziel dornig und lang. 40 Millionen Tonnen Elektroschrott produzieren Industrien weltweit.

Das nachfolgende Abbild stellt einen Vergleich zwischen der linearen und der Kreislaufwirtschaft dar:

Produktionsketten: Vergleich zwischen der linearen und der Kreislaufwirtschaft
Produktionsketten: Vergleich zwischen der linearen und der Kreislaufwirtschaft

Das Bild verdeutlicht, dass die Kreislaufwirtschaft aus einem natürlichen Konzept stammt. Die Ellen MarArthur Foundation (EMF) hat ein praktisches, umsetzbares Konzept entwickelt. Die Organisation agiert als internationaler Vorreiter, der den Übergang von der linearen in die Kreislaufwirtschaft fördert.

Kreislaufwirtschaft umsetzen – in 7 Schritten

Auch wenn in der Circular Economy unterschiedliche Konzepte dominieren, sind sich die Kreislaufwirtschaftler über die nachfolgenden sieben Punkte einig:

  1. Die Regeneration steht an erster Stelle. Das Wiederherstellen der Ökosysteme hat oberste Priorität. Allerdings funktioniert die Regeneration des Ökosystems nicht in jeglicher Hinsicht. Als gutes Beispiel dient der Tropische Regenwald, der täglich abgeholzt wird. Der Primärwald geht dadurch verloren. Zahlreiche Arten sterben deshalb aus. Somit bringt die Wiederaufforstung lediglich einen Sekundärwald hervor, der die ausgestorbenen Arten nicht mehr zum Leben erweckt. Auch Mangrovenwälder, welche die lokale Bevölkerung für einen kurzfristigen Gewinn abgeholzt hat, sind für immer verloren gegangen. Der Sekundärwald zeichnet sich durch eine minderwertige Qualität aus. Dennoch handelt es sich bei der Regeneration und Wiederherstellung des Ökosystems keineswegs um eine surreale Wunschvorstellung. Meere, Flüsse und Seen, die schrittweise von den Plastikbergen und anderweitigen Abfällen befreit werden, regenerieren sich.
  2. An zweiter Stelle steht das Teilen. Sharing lautet der englische Begriff für diesen Aspekt der Kreislaufwirtschaft. Weshalb teilen? – Weil dieses Konzept die Produktlebensdauer um ein Vielfaches verlängert. Secondhandshops haben die Vorzüge des Teilens seit jeher unterstützt und an die Konsumenten herangetragen. Bei Kinderkleidung erfreut sich dieser Trend einer steigenden Beliebtheit. Säuglinge tragen ihre Klamotten nur wenige Wochen. Aus diesem Grund sind Baby-Secondhand-Klamotten oft neuwertig. Carharing oder Waschsalons fungieren als Erweiterung des Secondhand-Konzepts. Auf diese erfolgreichen Projekte fokussiert sich die Kreislaufwirtschaft. Zudem fördert sie deren Ausbau. Sie dienen als hervorragendes Beispiel für eine erfolgreiche Umsetzung der Circular Economy.
  3. Die Effizienz- und Leistungsoptimierung sämtlicher Produkte fungiert als Teil der Kreislaufwirtschaft. Das trifft vor allem auf technische Geräte zu. Ihre Lebensdauer und Kompatibilität werden in einer nahen Zukunft vom Beginn bis zum Ende nachhaltig sein – und nicht nur das Endprodukt.
  4. Wiederverwertung. Teile, Materialien und Produkte unterlaufen einen Re- sowie Upcyclingprozess. Das Stichwort in Bezug auf die Städte lautet: Urban Mining. Wofür steht das? Nun, für ein hervorragendes Beispiel dafür, wie die Baubranche ihre Ressourcen sinnvoll nutzt. Urban Mining betrachtet stets das Gesamtbild und fokussiert sich verstärkt auf langlebige Güter. Das Ziel besteht darin, unterschiedliche Rohstoffe in die Kreislaufwirtschaft zu integrieren, ehe sie auf der Mülldeponie landen. Sie fallen bei dieser Art der Wiederverwertung nicht als Müll an. Ein weiteres Beispiel für eine erfolgreiche Wiederverwertung ist green IT und funktioniert nach dem Prinzip: “Aus alt wird neu.” Diese Devise harmoniert sehr gut mit der Circular Economy.
  5. Eine Entmaterialisierung ähnelt einer Entrümpelung eines Zimmers. Beide Begriffe implizieren eine Reduktion von unnötigen Gegenständen. Dank des technologischen Fortschritts funktioniert der Alltag mit einer geringeren Anzahl von “Dingen”. Diesem Trend folgen zahlreiche Branchen, indem sie ihre Dokumente digital verwalten und weniger in Papierform aufbewahren. Die Musikbranche reduziert die Herstellung von CDs und den damit verbundenen Plastik-Verpackungen – die digitale Welt macht diese Entwicklung möglich. ITunes, Deezer und Spotify fungieren als Beispiel für die Entmaterialisierung. Netflix auch. Die Anzahl der Personen, die DVDs kaufen, sinkt dadurch erheblich. Dennoch bleibt bei diesen guten Beispielen ein Aspekt unberücksichtigt: Der Strom und Akkuverbrauch der Geräte trägt zu einer Klimaerhöhung bei. Die Kreislaufwirtschaft verlangt jedoch ein Einbeziehen des Klimafaktors in das Konzept der Circular Economy.
  6. Das Prinzip der Tauschökonomie passt zu dem Zitat: “Was lange währt, wird endlich gut.” Die Altkleidersammlung dient als Beispiel für die Tauschökonomie. Doch auch alte, ökologisch ineffiziente Herstellungsmechanismen verlangen einen Tausch gegen neue und ökologisch effiziente Produktionsmechanismen.
  7. Reparieren statt wegwerfen, lautet die Devise. Defekte Güter müssen keineswegs durch ein neues Produkt ersetzt werden. Eine Reparatur zahlt sich eher aus. Lange Zeit dominierte jedoch die Denkweise, dass eine Wiederherstellung kostenintensiver als eine Neuanschaffung ist. Solange Verbraucher diese Sichtweise nicht ändern, wird die “Wegwerfgesellschaft” weiterleben.

Reduce, ReUse and Recycle lautet der Name dieser 7-teiligen Strategie, die aus dem Konzept der Kreislaufwirtschaft nicht wegzudenken ist.

Wer trägt die Verantwortung für die Initiierung der Kreislaufwirtschaft?

Vordenker der Kreislaufwirtschaft haben eine klare Vorstellung davon, wie die Kreislaufwirtschaft abläuft. Die alles entscheidende Frage lautet jedoch, inwiefern die Circular Economy umsetzbar ist. Wer trägt die Verantwortung für die Umsetzung dieses Konzepts? Haben die Verursacher der negativen externen Effekte überhaupt ein Interesse daran, ihre eingefahrenen, linearen Handlungsweisen zu überdenken? Bei diesen Fragen ist eine Klassifizierung von drei unterschiedlichen Akteuren notwendig.

  1. Unternehmen
  2. Regierungen
  3. Zivilgesellschaft

Die drei Akteure und ihre Rolle in der Kreislaufwirtschaft

Warum Unternehmen an der Kreislaufwirtschaft teilnehmen müssen

KreislaufWirtschaft. Diese Begriffszusammensetzung verdeutlicht, weshalb die Wirtschaft und die dazugehörigen Unternehmen eine zentrale Schlüsselrolle übernehmen. Auch wenn erprobte Konzepte wie Secondhand-Läden seit Langem existieren, fungiert die Circular Economy als ein neuwertiges Konzept. Um allgemeingültige Leitlinien zu entwickeln, benötigt die Politik das Fachwissen der Unternehmen und Experten: Umweltökonomen, Wirtschaftswissenschaftler, Soziologen, Juristen sowie zahlreiche andere Fachkräfte agieren als wichtige Vordenker in der Kreislaufwirtschaft.

Zudem wissen die Unternehmen, wie sie die Bedingungen für eine erfolgreiche Kreislaufwirtschaft in die Realität umsetzen können. Sie definieren sowohl die Grenzen als auch die Chancen der Kreislaufwirtschaft.

Diese Tatsache betont, welche Rolle und Einflussmöglichkeiten die Firmen haben. Solange die freie Wirtschaft kein Interesse an der Teilnahme der Circular Economy hat, sieht es für die Zukunft der Kreislaufkonzepte düster aus. Das Marktversagen muss im Vergleich zu einer proaktiven Aktion des Marktes ineffizient für die Firmen sein. Unternehmen benötigen einen Anreiz, sich von ihren bisherigen Produktionsprozessen, die nicht den Konzepten der Kreislaufwirtschaft entsprechen, zu verabschieden.

Da die Circular Economy jedoch mit zahlreichen Vorteilen verbunden ist, lohnt sich ein nachhaltiges Handeln. Laut der Europäischen Kommission vertritt die Auffassung, dass eine erfolgreiche Umsetzung der Kreislaufwirtschaft im EU-Raum bis zum Jahre 2030 Ersparnisse in Höhe von 600 Milliarden Euro bringt. Und zwei Millionen neue Arbeitsplätze. Die Ellen MacArthur Foundation ist in dieser Hinsicht weit optimistischer. Bis 2025 – eine Ersparnis in Höhe von 630 Milliarden Euro. Damit rechnet die Organisation. Auch wenn noch keine allgemeingültige Meinung über den Nutzen der Circular Economy besteht, sind sich alle darüber einig, dass diese mit erheblichen Vorteilen verbunden ist. Die Kreislaufwirtschaft knüpft an die Leasing Economy an. Denn nicht nur der Umsatz, sondern die damit verbundene Dienstleistung lässt die lineare Wirtschaft verblassen.

Die Rolle der Politik in der Kreislaufwirtschaft

Die Regierung fungiert als Schlüsselfaktor, welcher die Funktion der Kreislaufwirtschaft aufrechterhält. Schließlich definiert sie Gesetze, Richtlinien und Anreize, die ein nachhaltiges Wirtschaften belohnen und ein umweltschädliches Handeln sanktionieren. Drei großen Aufgaben steht der Staat in Bezug auf die Kreislaufwirtschaft gegenüber:

  1. Unternehmen mithilfe von monetären Mitteln dazu motivieren, nachhaltig zu handeln
  2. Müllerzeugung mittels einer gezielten Regulationspolitik reduzieren
  3. Informationen bereitstellen, die das Ausüben der Kreislaufwirtschaft begünstigen

Staaten haben verschiedene Gründe, weshalb sie auf eine Umsetzung der Kreislaufwirtschaft pochen. Letztendlich verursacht eine ineffiziente und endlose Ressourcennutzung hohe Kosten und soziale Schäden. Wasserknappheit. Smog. Instabile Energieversorgung. Klimaanstieg. Überfischung. Raubbau.

Allerdings sind nicht nur die genannten Umweltprobleme eine Motivation für die Politik, die Circular Economy auszuleben, sondern auch wirtschaftliche Gründe, die für die Kreislaufwirtschaft sprechen. Politiker sind darauf erpicht, eine stabile Infrastruktur zu gewährleisten. Sie erhöht die Attraktivität ihres Staates als Standort für zahlreiche Wirtschaftsunternehmen. Viele Firmen – noch mehr Steuereinnahmen. Die Motivation der Regierung ist einfach und logisch begründet.

Die Europäische Kommission hat deshalb bereits im Jahre 2015 ein Konzept mit dem Titel “Den Kreislauf schließen” (Quelle: europa.eu) begonnen. Das Ziel bestand darin, eine Optimierung von Wertschöpfungsketten für Produkte, Ressourcen und Abfällen anzustreben. Bei diesem Vorhaben stand überwiegend die Verlängerung der Lebenszyklen von Produkten im Mittelpunkt. 650 Millionen Euro hat die EU für dieses Projekt zur Verfügung gestellt. Drei Inhaltspunkte enthält das Konzept: Umwelt, Klimaschutz und Ressourceneffizienz. Dabei fungieren interdisziplinäre Maßnahmen als Lösung für das Problem.

Zudem liegt ein Ökologische-Design der Produkte im Zentrum. Dieses soll eine Reparatur oder ein Recycling der Produkte gewährleisten. Die genutzten Bestandteile sollen weiterhin umsetzbar sein. Allerdings fand dieses Konzept wenig Zuspruch. Anstatt Anerkennung hagelte es Kritik von allen Seiten, obwohl das Projekt ein Paradebeispiel für die Kreislaufwirtschaft darstellt.

Der Grund für die negativen Reaktionen leuchtet ein: Weder genaue Zahlen noch Quoten wurden in dem Projekt “Den Kreislauf schließen” definiert. Experten benötigen jedoch diese Vorgaben, um die Forderungen umzusetzen. Ein Architekt definiert ebenfalls Kennzahlen, wenn er ein Projekt in Auftrag gibt.

Zu allem Überfluss hat Europa im Vergleich zu China oder den USA in einem Punkt einen erheblichen Nachholbedarf. Remanufactoring. Bei diesem Prozess handelt es sich um eine Verbesserung und Aufrüstung gebrauchter Gegenstände, um sie den Qualitätsstandards neuer Produkte anzupassen. Die Automobilbranche nutzt dieses Verfahren. Glücklicherweise funktioniert diese Methode auch bei zahlreichen anderen Branchen. Das European Remanufactoring Network (ERN) macht Unternehmen mit diesem Prozess vertraut.

Zudem existiert ein weiteres Projekt, das die Kreislaufwirtschaft fördert: Recource Converfative Manufactoring (ResCoM). Es unterstützt die Entwicklung innovativer Herstellungmethoden, die den Kriterien der Circular Economy entsprechen. Aus den beiden Projekten geht hervor, wie ernst auch die Europäische Union das Konzept der Kreislaufwirtschaft nimmt.

Warum die Zivilgesellschaft ebenfalls über den Erfolg oder Misserfolg der Kreislaufwirtschaft entscheidet

Non-Governmental Organizations fallen auch in die Kategorie der Zivilgesellschaft. Sie dienen als wichtige, treibende Kraft, die ein hochwertiges Wissen zur Verfügung stellt. Ihre Informationen sowie Forschungsergebnisse sind äußerst wertvoll für Unternehmen, Politiker und Regierungen. Sie fungieren als wichtige Grundlage, um daraus Businesspläne zu erstellen. Beim Vorreiter Ellen MacArthur Foundation handelt es sich um eine Zivilgesellschaft, die im Zusammenhang mit der Kreislaufwirtschaft momentan die höchste Popularität genießt. In Deutschland sind ähnliche Organisationen tätig. Circular Economy network Germany und Cradle to Cradle e. V. lauten ihre Namen.

Ob dieser Paradigmenwechsel von Erfolg gekrönt wird, hängt allerdings auch von dem Verhalten der Konsumenten ab. Sie entscheiden, wie sie mit ihren Haushaltsgeräten, welche sie nicht mehr brauchen, umgehen. Eine wichtige Rolle spielt die Mülltrennung und das korrekte Recycling. Regierungen definieren Gesetze. Es liegt jedoch an jedem einzelnen Konsumenten, sich dieser anzunehmen. Verbraucher können viel bewirken. Apps wie ToxFox oder Codecheck informieren Nutzer darüber, welche Schadstoffe ihr gewünschtes Produkt enthält und inwiefern es den Nachhaltigkeitsbedingungen entspricht. Zudem erhalten sie Informationen darüber, ob die Creme oder das jeweilige Lebensmittel, ihrem Hormonhaushalt schaden. Dadurch profitieren Verbraucher von einer deutlichen Transparenz.

Die Kreislaufwirtschaft verlangt von den Konsumenten, ihre Wegwerf-Mentalität zu überdenken, denn Probleme lassen sich nicht mit derselben Denkweise, durch die sie entstanden sind, lösen. Brauchen Modeliebhaber wirklich sechs Jeanshosen? Muss alle drei Jahre ein neues Auto in der Garage stehen? Muss sich jeder in der heutigen Gesellschaft Dinge kaufen, die er sich nicht leisten kann, um Personen zu beeindrucken, die ihm nicht wirklich viel bedeuten? – Schwierig. Diese Frage würden sich nur wenige ehrlich beantworten. Sie fungieren jedoch als Wegweiser, das Konsumverhalten langfristig und nachhaltig erfolgreich zu ändern.

Die Kreislaufwirtschaft dient als Chance für eine vielversprechende Gegenwart und Zukunft

Die Circular Economy zeichnet sich durch einen beachtenswerten Paradigmenwechsel aus. Sie hält ökologische, ökonomische und soziale Chancen bereit. Diese äußern sich in einer Regeneration des Ökosystems, in der Schaffung von neuen Arbeitsplätzen sowie in einer gesunden Lebensweise der Zivilbevölkerung. Plastikfreie Verpackungen schaden beispielsweise nicht dem Hormonhaushalt. Das Prinzip der Kreislaufwirtschaft funktioniert jedoch nur, wenn alle Akteure am selben Strang ziehen. Die heutige Welt zeichnet sich durch Herausforderungen aus, die lediglich mit einer engen Zusammenarbeit und einer Denkweise, die sich nicht nur auf die Landesgrenzen beschränkt, gelöst werden können. Auch wenn das EU-Projekt “Den Kreislauf schließen” im Jahre 2015 wenig Beachtung fand, bedeutet das noch lange nicht, dass dieses Konzept untauglich ist.

Dänemark dient in Bezug auf Circular Economy als hervorragendes Beispiel. Das Land bevorzugt Innovationen, die sich an die Kreislaufwirtschaft anpassen. Der skandinavische Staat hat bewiesen, dass die Circular Economy weder utopisch noch unrealistisch ist. Stattdessen fungiert sie als Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft. In dieser muss sich die Menschheit nicht mehr so viele Gedanken über die Rohstoffe, Ökologie sowie über die soziale Gerechtigkeit machen. Wenn das mal keine schöne Motivation für das Praktizieren der Kreislaufwirtschaft ist? – Doch es existiert eine entscheidende Hürde, die Staaten nach wie vor an der Teilnahme von solchen Konzepten hindert. Sie ist in der Wirtschaft, insbesondere in der Spieltheorie bekannt und nennt sich das Gefangenendilemma.

Stellt das Gefangenendilemma eine Hürde für den Erfolg der Kreislaufwirtschaft dar?

Das Gefangenendilemma fungiert als optimales Beispiel, um zu erläutern, weshalb internationale Kooperationen erforderlich sind, um unerwünschte Umweltkatastrophen wie einen weiteren Klimaanstieg, die Zerstörung der Ökosysteme sowie einen Verbrauch der endlichen Ressourcen zu vermeiden. Im Hinblick auf die Kreislaufwirtschaft geht es um eine Abfallreduzierung sowie um einen verminderten Rohstoffverbrauch. Die Spieltheorie stammt aus der Ökonomie und befasst sich mit dem Gefangenendilemma. Sie kann erklären, weshalb das Umsetzen der Circular Economy schleppend vorangehen wird. Allerdings fordern die Konsumenten immer mehr Transparenz von den verantwortlichen Unternehmen. Eine Minderheit befasst sich auch mit dem Nachhaltigkeitsaspekt. Deshalb könnte in der nahen Zukunft ein Wendepunkt eintreten.

Beim Gefangenendilemma handelt es sich um ein gängiges Konzept aus der Spieltheorie, das überprüft, auf welche Art und weshalb Menschen entweder miteinander konkurrieren oder kooperieren.

Laut des Gefangenendilemmas besteht eine erhöhte Gefahr, dass rational denkende Individuen nicht miteinander verhandeln, obwohl sie aus der Kooperation einen höheren Nutzen erzielen werden. Stattdessen fokussieren sie sich auf ihre eigenen Prioritäten. Ihre rationale Handlungsweise führt zu einem schlechteren Gesamtergebnis. Im Kontext der Kreislaufwirtschaft spielt das Gefangenendilemma heute eine wichtigere Rolle als je zuvor. Das Konzept erklärt verständlich, weshalb Staaten weltweit mit der Bekämpfung der Umweltprobleme so lange gewartet haben, obwohl Experten regelmäßig und eindringlich vor den drohenden Folgen warnten.

Bei der Circular Economy handelt es sich um eine internationale Herausforderung, welche Einzelmaßnahmen von zahlreichen Menschen, Firmen und Staaten weltweit erfordert. Auch die Kosten stellen eine internationale Größe dar, welche aus den gemeinsamen Methoden der Weltgemeinschaft resultieren. Zukünftige Generationen werden diese tragen. Da die Circular Economy eine Änderung von der linearen Wirtschaft zur Kreislaufwirtschaft mit weitreichenden Maßnahmen verbunden ist, wird sich eine Mehrheit der Nationen, Firmen und Menschen dazu entscheiden, diese Bürde an die nachfolgenden Generationen sowie an die anderen abzuwälzen. Damit scheint das internationale Problem zunächst ausgeblendet. Es betrifft niemanden und keiner fühlt sich dafür verantwortlich.

In den letzten Jahren hat sich jedoch das Kosten-Nutzen-Kalkül, welches mit der Handlung eines jeden Akteurs zusammenhängt, stark geändert. Die Kosten der Aktivität sind gesunken, während im Gegenzug dazu die Vorteile, welche aus einer Kreislaufwirtschaft resultieren, gestiegen sind. Dies hat einen großen Teil der Weltbevölkerung dazu bewegt, die eigenen Vorlieben in den Hintergrund zu schieben und stattdessen Verhandlungen zu bevorzugen. Als Beispiel dienen nicht nur die Plastikberge in den Ozeanen, der Klimaanstieg, sondern auch die Folgen, welche Plastikverpackungen auf die menschliche Gesundheit haben.

Eine eindeutige Ausprägung dieses Trends ist die Zunahme der Forderung nach nachhaltigen Produkten. Unternehmen haben diesem Wunsch der Konsumenten nachgegeben, indem sie sich auf wiederverwertbare Rohstoffe fokussieren. Nicht nur die MacArthur Foundation, sondern auch Regierungen, Firmen und Einzelpersonen wissen, dass der Wendepunkt bereits eingetreten ist. In der Spieltheorie tritt eine Änderung für den Lösungsansatz des Gefangenendilemmas ein, sobald die beiden Faktoren Wiederholung und Zeit beachtet werden. Denn wenn sich die Vorteile und die Kosten zugunsten der Kooperation ändern, sind rational denkende Akteure für eine Verhandlung bereit. Die Bilder von den Plastikbergen in den Ozeanen dienen als Startimpuls für eine unverzügliche Reaktion seitens der internationalen Politik.

Experten erklären das Scheitern internationaler Nachhaltigkeitskooperationen auch mit der Theorie der öffentlichen Güter. Wenn der Umweltschutz als ein öffentliches Gut fungiert, wie es in der freien Wirtschaft auf den Leuchtturm für Seeleute zutrifft, an dem jeder von ihnen teilhaben kann, ohne selbst etwas zu dessen Existenz beizutragen, haben sämtliche Nationen eher eine Motivation als Trittbrettfahrer aufzutreten. Weil das alle taten, kam es zu einem sozialen, Umwelt- und Gefangenendilemma, obwohl sich das Praktizieren der Kreislaufwirtschaft für alle rentiert. Eine derartige Investition lohnt sich auch sozial. Aufgrund der Trittbrettfahrer, aber auch dank der Größenordnung wäre in diesem Fall keine private Bereitstellung der Kreislaufwirtschaft möglich. Das erklärte Dilemma weist Ähnlichkeiten mit der Lage zweier Gefängnisinsassen, die in Kooperation einen Gesetzesbruch getätigt haben und sich im Zuge einer Kronzeugenregelung gegenseitig verraten, anstatt gemeinsam zu schweigen. Schließlich fungiert in diesem Fall die Ganovenehre als ein öffentliches Gut. Die Vorteile den anderen Mittäter zu verraten und daraus einen eigenen Vorteil zu ziehen, sind einfach zu verlockend. In Bezug auf die Kreislaufwirtschaft wäre das ein Fortführen der linearen Wirtschaft, weil sich diese durch einen hohen Bequemlichkeitsfaktor auszeichnet.

Die Beispiele verdeutlichen, weshalb das Umsetzen der Kreislaufwirtschaft mit Hürden verbunden ist. Das Gefangenendilemma und das Ignorieren der linearen Wirtschaft sind so lange präsent, bis ein Umdenken als bessere Alternative dient. Deshalb müssen Unternehmen, Politiker und die Zivilgesellschaft an einem Strang ziehen, um auch die Trittbrettfahrer, die nach wie vor linear handeln, zu einer Teilnahme an der Kreislaufwirtschaft zu überzeugen. Verhandlungen sind möglich – das bewies bereits Ronald Coase. Seine Theorie galt einst als abstrakt und praktisch nicht umsetzbar. Die Kreislaufwirtschaft belehrt jedoch alle Gegner eines Besseren.

Das Coase Theorem als Beweis für die Umsetzbarkeit der Kreislaufwirtschaft

Auch wenn das Gefangenendilemma als Erklärung für die geringe Bereitschaft für den Übergang von einer linearen in die Kreislaufwirtschaft fungiert, weist es Schwächen auf. Es überzeugt nicht vollkommen. Ronald Coase erhielt 1991 den Wirtschafts-Nobelpreis. Er hielt fest, dass zwar das Gefangenendilmma existiert und bis zu einem gewissen Grad auf die Realität zutrifft, aber dennoch eine Kooperationsbereitschaft vorhanden ist, selbst wenn es sich um öffentliche Güter wie die Umwelt handelt. Seiner Meinung nach ist das Gefangenendilemma restriktiv. Soziale Kooperationen sind weder utopisch noch unrealistische Hirngespinste.

Zudem verdeutlicht die Ellen MacArthur Foundation, dass Verhandlungen funktionieren. Sie können des Weiteren zu einem Ergebnis führen, welches alle Beteiligten zufriedenstellt. Für dieses Resultat sind die Akteure jedoch auf vollständige Informationen angewiesen. Staaten, Unternehmen und Individuen brauchen somit vollständige Informationen über die Vorzüge sowie Kennzahlen, die mit der Implementierung der Kreislaufwirtschaft zusammenhängen.

Kritiker weisen jedoch darauf hin, dass eine vollständige Informationsbereitstellung nicht umsetzbar ist. Des Weiteren verursachen Verhandlungen hohe Transaktionskosten. Verhandlungspartner müssen weitere potenzielle Vertragsparteien ausfindig machen, Rechtsanwälte, Dolmetscher und Techniker engagieren. Es reicht definitiv nicht, die Verträge auszuformulieren. Stattdessen sind Überprüfungen der Einhaltungen erforderlich. Extrem teuer lautet die Beschreibung, die Coase für die Darstellung von internationalen Kooperationen nutzt. Sofern die Kosten den Nutzen einer Kooperationslösung übertreffen, hat das Coase-Theorem keine Gültigkeit mehr. Im Sinne von Coase sollte dann ein Vermittler einschreiten. Beim Konzept der Kreislaufwirtschaft wäre das der Staat.

Es ist an der Zeit die Einstellung gegenüber der Umwelt zu ändern und die Kreislaufwirtschaft umzusetzen

Staaten, Unternehmen und die Zivilgesellschaft, welche die lineare Wirtschaft bevorzugen, sind der entscheidende Faktor. Sie müssen ihre Einstellung ändern und die Vorzüge der Kreislaufwirtschaft nutzen. Das Ziel besteht darin, mit den nicht erneuerbaren Ressourcen verantwortungsbewusst umzugehen. Dennoch sollten auch die erneuerbaren Rohstoffe sparsam genutzt werden. Sowohl das Coase-Theorem als auch das Gefangenendilemma haben bewiesen, dass sämtliche Parteien das Konzept der Circular Economy umsetzen werden, wenn der Nutzen die Kosten übertrifft. Die entscheidende Frage lautet: Trifft das bei einem Praktizieren der Kreislaufwirtschaft wirklich zu? Laut der Ellen MacArthur Foundation lautet die Antwort: Ja.

China ist ein bevölkerungsreiches Land. Dort leben ca. 1,3 Milliarden Menschen. Und was hat die Circular Economy damit zu tun? – Viel. Sofern sie dort dominiert, reduzieren sich die Staus in den Großstädten Chinas um 47 Prozent. In der schnelllebigen Konsumgüterindustrie könnten mithilfe der Kreislaufwirtschaft 700 Millionen US-Dollar pro Jahr durch Materialkosteneinsparungen für eine andere Umweltinvestition genutzt werden. Bis 2030 könnte der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid dank der Kreislaufwirtschaft um 48 Prozent gesenkt werden. Diese Zahlen sprechen definitiv für ein Umsetzen des Circular Economy Konzepts. Immerhin verursacht der CO2-Ausstoß zahlreiche Umweltkatastrophen wie den Anstieg des Meeresspiegels oder das Schmelzen der Polardecke.

Umweltökonomen plädieren für monetäre Anreize als Motivation für das Umsetzen von umweltfreundlichen Konzepten. Die Kreislaufwirtschaft stammt aus der Natur und beweist, dass sie am besten mit dem Ökosystem harmoniert. Es wird eine bestimmte Zeit dauern: Aber Staaten, Unternehmen und Einzelpersonen, die diesen Trend ignorieren, werden auf lange Sicht leer ausgehen. Unternehmen, die das Konzept der Kreislaufwirtschaft eiskalt ignorieren, werden auf Dauer mit hohen, nicht tragbaren Kosten konfrontiert. Dementsprechend stehen sie früher oder später vor der Entscheidung: Umkrempeln oder Insolvenz anmelden. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, lohnt sich eine Implementierung der Kreislaufwirtschaft in den Unternehmensprozess. Regierungen verwandeln ihren Staat in einen sicheren Wirtschaftsstandort und in eine beliebte Investitionsregion für Wirtschaftsakteure. Privathaushalte profitieren ebenfalls von einem höhren Nutzen in Bezug auf ihre Gesundheit und Finanzen. Somit ist die Kreislaufwirtschaft ein vielversprechendes und keineswegs ein perspektivenfreies Konzept.

Quellen: https://www.wiwi.uni-frankfurt.de

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